- Kommentare
- Tag der Befreiung
Spasibo!
Die Frage, was die Menschheit aus der grauenhaften NS-Geschichte gelernt hat, muss dringlicher denn je gestellt werden
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Das waren die hauptsächlichen Lehren aus dem von deutschen Faschisten angezettelten Zweiten Weltkrieg und der NS-Gewaltherrschaft. Doch geschichtliche Lehren haben es schwer, sie sind keine Selbstläufer. Nie wieder Krieg - das stimmt schon für Europa nicht, wo der Zweite Weltkrieg begann und die schwersten Verwüstungen anrichtete; von anderen Kontinenten ganz zu schweigen. Und nie wieder Faschismus - das klingt in Zeiten des Erstarkens autoritärer Regimes und rechter Parteien weniger wie eine Mahnung, sondern eher wie ein Warnruf. Die Befreiung vom Faschismus vor 75 Jahren ist keine historische Episode, sie bleibt ein dauerhafter Auftrag.
Man kann und muss sich fragen, was die Menschheit aus der grauenhaften NS-Geschichte gelernt hat. Die Frage muss um so dringlicher gestellt werden, weil wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nur ein gebremstes Gedenken stattfinden kann. Das ist bedauerlich, weil wir auf direkte Begegnungen mit den wenigen noch lebenden Zeitzeugen weitgehend verzichten müssen. Und es hat dennoch sein Gutes, weil uns auf diese Weise hohle Bekenntnisse von Leuten erspart bleiben, für die der 8. Mai nicht mehr ist als einer von vielen Anlässen zur propagandistischen Selbstdarstellung.
Die Nato beispielsweise wollte in diesen Tagen keineswegs im kasernierten Homeoffice sitzen, sondern sich bei einem Großmanöver in Osteuropa austoben, unmittelbar vor den Grenzen Russlands. Geschichtsvergessen und als hätte es nie eine gemeinsame Tradition im Kampf gegen den Faschismus und später eine Phase des gemeinsamen Abrüstens gegeben. Alte Feindbilder werden aufpoliert, und der Westen fügt ein neues hinzu: China.
Vor 75 Jahren gelang es sehr unterschiedlichen Staaten im Bündnis, mit Gewalt und unter größten Opfern eine mörderische Diktatur zu beenden, die sich alles unterwerfen wollte. Befreiung vom Faschismus - dieser Begriff beschreibt am besten, was am 8. Mai 1945 geschah. Dafür muss man den Befreiern, zumal den sowjetischen, die den größten und schmerzhaftesten Beitrag leisteten, auch nach einem Dreivierteljahrhundert Dank sagen. Danke! Spasibo!
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!