Keine klaren Reduktionsziele

Moritz Wichmann über die Coronavirus-Eindämmung

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

In den USA ist das Problem eher mangelnde politische Führung, in Deutschland eher schlechte politische Kommunikation. Trotz groteskem Missmanagement, den Protesten rechter Lockdown-Gegner und Rekord-Arbeitslosigkeit, also drastischen sozialen Folgen, zeigen Umfragen in den USA: Eine deutliche Mehrheit unterstützt dort die Coronavirus-Einschränkungen.

Dass Deutschland nach relativ erfolgreicher Eindämmung nicht schon kurz nach der Spitze der Infektionskurve »wieder aufmacht«, wie die USA, sondern deutlich später, ist zwar besser. Jedoch: Mit klaren Reduktionszielen - etwa im Mittel »nur« 400 Neuinfektionen pro Tag; die Marke, ab der individuelle Kontaktnachverfolgung wieder möglich ist - und deren deutlicher Kommunikation wäre mehr drin gewesen. Eine schnellere und komplette Eindämmung.

Viele Teilnehmer der Anti-Corona-Proteste vom Wochenende sind von diffuser Angst getrieben, und sie stehen nicht allein. Umfragen zeigen eine sinkende Akzeptanz für die Corona-Maßnahmen. Die Politik hätte Ende April und Anfang Mai sagen müssen: »Wir müssen noch 14 Tage so durchhalten, sonst kommt in wenigen Wochen der Rückfall«.

Genau das droht mit der jetzt wieder steigenden Reproduktionsrate des Virus. Immerhin: Eine Obergrenze für Neuinfektionen haben wir inzwischen. Der möglicherweise drohende Weg zurück in wieder verschärfte Maßnahmen ist also klar kommuniziert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -