In der Luft hängen gelassen

Darstellenden Künstlern wird die Coronakrise zum Verhängnis, die Hilfen reichen kaum

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

»Keinem Angestellten würde man das zumuten, was man jetzt den darstellenden Künstlern und Künstlerinnen zumutet«, ist sich Jana Korb sicher. Korb ist Luftartistin, bestreitet ihren Lebensunterhalt mit Auftritten in Galas und Events, Zirkus und Varietés. Die Maßnahmen zur Corona-Pandemie haben sie, wie viele tausend andere auch, in eine finanzielle Krise gestürzt, deren Ende nicht absehbar ist.

»Mein Gebiet ist zeitgenössischer Zirkus, der einzige Markt dafür ist der öffentliche Raum«, erklärt die Künstlerin gegenüber »nd«. In der Regel geht die Saison für diese Art von Kunst von Mai bis September. Die etablierten Theater, so Korb, öffneten sich nur langsam für dieses Genre, weil es oft als Unterhaltungsprogramm angesehen werde. Ihre Aufträge kommen so vor allem von kommunalen Veranstalter*innen wie Kulturämtern. Mitte März kam auch für Jana Korb der Corona-Schock: Alle Auftritte bis zum 31. August wurden abgesagt. Das heißt, aktuell muss die Künstlerin bis April 2021 mit Ausfällen von mindestens 85 Prozent rechnen - und das auch nur, wenn die drei, vier Auftrittstermine, die für September geplant waren, tatsächlich stattfinden, sonst wird es noch mehr. Die Soforthilfe des Berliner Senats hat Korb umgehend in Anspruch genommen. Es sei, sagt sie, verglichen mit vielen anderen Bundesländern, die beste Hilfe gewesen.

»Jetzt sehen wir, welchen Stellenwert Kunst und Kultur in den letzten Jahren bekommen haben« sagt Korb, die auch im Vorstand des bundesweiten Verbands der Theater im öffentlichen Raum aktiv ist. »Für uns gibt es keine Arbeitslosenversicherung, man betrachtet uns als Schausteller, als selbstständige Dienstleister und fragt nun scheinbar verwundert: ›Wieso habt ihr denn keine Rücklagen?‹«, ärgert sich Korb. Sie steckt die freigewordene Zeit nun in die Arbeit für die Interessen ihrer vielen Berufskolleg*innen, denen es zur Zeit genauso geht wie ihr, denen der öffentliche Raum nicht nur als Ort der Begegnungen, sondern auch als Wirkungsort verloren gegangen ist. »Vor dem Hintergrund lebensnotwendiger Maßnahmen« - wie es in einer aktuellen Erklärung des Verbands heißt - »werden durch die Reduzierung des öffentlichen Raums auch künstlerische Möglichkeitsräume reduziert.«

Möglichkeitsräume, die nicht nur für die Künstler*innen hinsichtlich ihrer Arbeitsaufträge wichtig sind. Es sei, so heißt es, ein »Spagat zwischen lebensrettender physischer Distanz und gesellschaftsrelevanter physischer Präsenz im öffentlichen Raum«.

Oder, wie Jana Korb sagt: »Uns geht es ja nicht nur um uns, sondern auch um das Publikum«. Korb, die unter anderem bei dem 2010 verstorbenen Ausnahmeregisseur Christoph Schlingensief studiert hat, erklärt, dass Kunst im öffentlichen Raum ja auch immer Auseinandersetzung fordere. Und sie sei zugleich für viele Menschen zugänglich, so die Künstlerin, anders als solche hinter geschlossenen Türen, die mitunter viel Geld koste.

Wie es nun weitergeht, will Jana Korb nicht dem Zufall überlassen. Wöchentlich sagt sie, sei man seitens des Verbands im Gespräch mit Monika Grütters, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Auch von der Künstlersozialkasse, der Gewerkschaft Verdi und dem Kulturrat des Bundes kämen Zeichen der Unterstützung. Aber dies könne nur der erste Schritt sein. »Wir haben Produktionen, die könnten auch jetzt im öffentlichen Raum stattfinden, ohne dass es den Pandemie-Maßnahmen zuwiderläuft«, erklärt Korb. »Es gibt zudem schon solche, die Corona und die gesellschaftlichen Auswirkungen der Krise zum Thema haben.«

Hier kommt es auf die kulturpolitisch Verantwortlichen auf anderen Ebenen an, diese Bemühungen auch zu berücksichtigen und zu unterstützen.

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