Frankreich lockert mit Auflagen
Mehr Ausgang für alle und Rückkehr in die Fabriken
In Frankreich können die Menschen ab Montag wieder ohne Passierschein vor die Tür. Die generelle Ausgangssperre, die seit 17. März galt, ist ab dem 11. Mai passé - allerdings unter zahlreichen Auflagen. Es ist zu beobachten, dass die Regierung von Präsident Emmanuel Macron eine Gratwanderung unternimmt. Auf der einen Seite stehen die Forderungen der Wirtschaft und der immer stärkere Wunsch der Bevölkerung nach einer Rückkehr zum uneingeschränkten sozialen Leben, auf der anderen Seite die Mahnungen der Mediziner und Epidemiologen.
Von einer Rückkehr zur Normalität ist Frankreich noch weit entfernt. Ende der Woche gab es landesweit 22 724 akute Corona-Fälle, davon 2868 auf Intensivstationen. Beide Zahlen haben seit zwei Wochen fallende Tendenz. Seit dem 1. März sind 26 230 Menschen gestorben, davon 16 497 im Krankenhaus und 9733 in einem Altenpflegeheim. Um eine zweite Welle der Epidemie abzuwenden, sollen täglich 100 000 Bürger getestet und bei positiven Fällen die Kontakte zurückverfolgt werden, um diese zwei Wochen lang zu isolieren. Tests und Isolierung sind freiwillig, doch die Regierung appelliert an das Verantwortungsgefühl und die Disziplin der Bürger. Nach der Zahl der akuten Coronafälle und der Neuerkrankungen sowie der Auslastung der Intensivstationen ist das Land in rote und grüne Zonen eingeteilt. Rot sind vier der 13 Regionen des Landes - Haut de France (Norden), Grand-Est (Nordosten), die Pariser Region und Franche-Comté/Bourgogne. So gelten für den Großraum Paris und das Grenzgebiet zu Deutschland strengere Regelungen als im Rest des Landes. Der Unterschied besteht allerdings nur darin, dass in den roten Zonen die Parks geschlossen bleiben und die Rückkehr der Kinder in die Schule stärker eingeschränkt ist. Die Bewegungsfreiheit aller Franzosen ist vorläufig auf 100 Kilometer rund um ihren Wohnort begrenzt.
Generell sollen alle Beschäftigten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, allerdings mit Ausnahme derer, die per Internet arbeiten können und vorläufig weiter zu Hause bleiben sollen. Dadurch will man nicht zuletzt die Einhaltung der Abstände an den Arbeitsplätzen, aber auch in den Verkehrsmitteln erleichtern, wo im übrigen Atemschutzmaskenpflicht besteht. Die Läden, die mit Ausnahme des Lebensmittelhandels acht Wochen lang geschlossen werden mussten, dürfen alle wieder öffnen. Restaurants und Cafés dagegen bleiben noch mindestens bis Anfang Juni geschlossen, ebenso sämtliche Kinos und fast alle Museen mit Ausnahme einiger kleiner. Festivals, Messen, Sportwettkämpfe und andere Veranstaltungen mit vielen Besuchern können voraussichtlich noch bis September nicht stattfinden.
Der Schulunterricht wird zunächst nur für die Vorschulen sowie die unteren Klassenstufen aufgenommen und für die mittleren nur in den grünen Zonen. Der epidemiologisch nötigen »Ausdünnung« der Klassen und der Einhaltung der Abstände kommt entgegen, dass Umfragen zufolge zwei Drittel der Eltern vom ausnahmsweise eingeräumten Recht Gebrauch machen wollen, ihre Kinder noch nicht wieder in die Schule zu schicken. Wie mit den höheren Klassen verfahren wird und ob es fürs Abitur Prüfungen oder eine Bewertung nach den Noten des Schuljahrs geben wird, soll bis Ende des Monats entschieden werden. Die Universitäten bleiben alle bis zum Herbst geschlossen. Die Vorlesungen finden so möglich online statt.
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