Aluhut statt Maske

Der Rapper Sido geht unter die Verschwörungstheoretiker

  • Birthe Berghöfer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Keine Ahnung, ob das alles so ist wie es ist, gibt ja auch viele andere Stimmen«, erklärte der Rapper Sido jüngst in einem Interview mit dem Hip-Hopper Ali Bumaye und begann damit eine Tirade an Bemerkungen, die in den tiefen Abgrund aktueller Corona-Skepsis blicken ließen. So sprach er nicht nur über krude Verschwörungstheorien, sondern auch von einer angeblichen »Unterwanderung« der Medien und über die Glaubwürdigkeit der Aussagen Xavier Naidoos, der bekanntlich ins Reichsbürger-Milieu abgedriftet ist.

Der Rapper, der mit bürgerlichem Namen Paul Hartmut Würdig heißt, ist vor allem seit seinem Song »Mein Block« von 2004 auch in einer breiteren Öffentlichkeit bekannt - damals noch mit Totenkopf-Maske. Jetzt scheint er sich, in einer Reihe mit dem Musikerkollegen Naidoo oder dem Vegan-Koch Attila Hildmann den Aluhut aufzusetzen. Denn in dem Interview witzelt der gebürtige Berliner zunächst darüber, dass Kinderblut jung halte, spricht dann von Kindern, die »auf unerklärliche Weise verschwinden«, von »sehr reichen und mächtigen Leuten« und davon, dass er schon daran glaube, dass es »so was« gebe. Anspielen tut er damit auf die QAnon-Verschwörungstheorie. Deren Anhänger glauben, die USA werde von einem »deep state«, einer unsichtbaren Schattenregierung, regiert, welche Kinder foltere, missbrauche und töte und aus dem Blut »Adrenochrom« gewinne – ein Verjüngungstrank.

Vor dem Hintergrund des aktuell immer größer werdenden Kreises an prominenten Dummköpfen sind nicht nur Sidos Fans schockiert. Allerdings ist bekannt, dass der Rapper keine Probleme mit skandalösen Aussagen hat. Eine Berufskrankheit? So veröffentlichte er 2002 den »Arschficksong«, in dem das lyrische Ich sexistisch und gewaltverherrlichend von seinen Erfahrungen mit Analsex rappt. 2011 provozierte er auf einer Gala in Wien mit den Worten: »Ihr Österreicher habt uns da mal einen rübergeschickt, der uns Ordnung beigebracht hat!«

Der Rapper, der neben dem Schreiben und Produzieren von Musik mittlerweile auch als Schauspieler auftritt, will jedoch nicht »zu tief« über all das reden, »sonst setzen mir Leute den Aluhut auf« - dabei sitzt der bereits.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -