Kehrtschwenk bei der Kita-Öffnung

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

»Der Senat verspricht allen alles und verschließt ansonsten die Augen«, ärgert sich Roland Kern vom Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS). Kerns Verband vertritt 800 kleine und selbstverwaltete Kitas in der Hauptstadt - und ist nicht gewillt, den jüngsten Schwenk der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie widerspruchslos hinzunehmen.

Letzte Woche hatte das Haus von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) entschieden, dass das bisher auf »systemrelevante« Elterngruppen und Alleinerziehende beschränkte Angebot der Kitabetreuung ab diesen Donnerstag ausgeweitet wird. Auch Kinder in ihrem letzten Kitajahr sowie deren Geschwister haben nun ein Recht auf Betreuung, weitere Altersgruppen sollen ab dem 25. Mai folgen. Funktionieren soll das, indem die Kindergruppen geteilt werden.

In der Frage, wie diese Ausweitung in der Praxis konkret umgesetzt werden soll, hatte die Senatsverwaltung zunächst für maximale Verwirrung unter betroffenen Eltern gesorgt - und nun für maximale Verärgerung bei den kleinen Kitas. Hatte die Verwaltung noch am Montag mitgeteilt, dass sich alle Eltern, ob »systemrelevant« oder nicht, darauf einrichten sollen, dass ihre Kinder aufgrund begrenzter Raum- und Personalkapazitäten maximal vier Stunden täglich die Kitas besuchen werden können, schwenkte man nur einen Tag später um.

Wohl auch in Reaktion auf Elternproteste (»nd« berichtete) heißt es am Dienstag in einem Schreiben: Für Eltern mit »systemrelevanten« Berufen bleibe alles beim Alten, ihre Kinder seien »unter Berücksichtigung des individuellen Bedarfs« von der Vier-Stunden-Regelung ausgenommen.

Jetzt sehen sich allerdings die Einrichtungen selbst »vor eine unmögliche Aufgabe gestellt«, wie Roland Kern vom DaKS sagt. Kern kritisiert insbesondere die zugleich erfolgte Ausweitung der »Liste der als systemrelevant anerkannten Berufsgruppen«. Eine pauschale Ganztagsbetreuung für »Systemrelevante« zusammen mit einer schrittweisen Halbtagsöffnung für alle anderen Kinder bei gleichzeitiger Einhaltung des Infektionsschutzes - das seien »Anforderungen, die so für kleine Kitas nicht zu erfüllen sind«, sagt Kern zu »nd«.

Geht es nach den Vorstellungen des DaKS, soll die Ganztagsbetreuung auf Kinder von Eltern beschränkt werden, »die für das Funktionieren wichtiger Infrastruktur wirklich ganztägig unabkömmlich sind«. Bei freiberuflichen Journalist*innen sieht Kern das beispielsweise nicht gegeben. Auch fordert er den Senat auf, den für Donnerstag geplanten Erweiterungsschritt »mindestens auf den 18. Mai oder besser auf den 25. Mai zu verschieben«.

Am Dienstag hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) gesagt, dass das Thema Kita-Öffnungen weiterhin auf der Tagesordnung des Senats stehen werde. Nächsten Dienstag wolle man besprechen, wie es weitergehen soll.

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