Financier des Todes

Personalie

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

Über Jahrzehnte war Félicien Kabuga nicht mehr als ein Geist, der um die traurige Geschichte Ruandas umherspukte. Wegen seiner Beteiligung am Völkermord 1994 wurde der Geschäftsmann mit internationalem Haftbefehl gesucht und lebte jahrelang unter falscher Identität. Nach Stationen in der Schweiz, Kongo und Kenia wurde der mittlerweile 84-jährige Félicien Kabuga nun am 16. Mai im französischen Asnières-sur-Seine verhaftet.

Kabuga wurde 1935 geboren - damals war Ruanda noch eine belgische Kolonie. Als Geschäftsmann stieg er zu einem der reichsten und mächtigsten Männer des Landes auf, der - ohne selbst ein politisches Amt zu belegen - mithilfe seiner prächtigen Finanzen lange als Strippenzieher im Hintergrund agierte. Vor allem seine Beziehungen zum Präsidenten Juvénal Habyarimana, der von 1973 bis zu seinem Tod regierte, galten als ausgezeichnet.

Habyarimanas Tod gilt auch als Auslöser des brutalen Völkermords - sein Flugzeug wurde am 6. April 1994 beim Landeanflug auf den Flughafen von Kigali abgeschossen. Habyarimana wie auch Félicien Kabuga gehören zur Volksgruppe der Hutu. Mit den politischen und militärischen Organisationen der Tutsi stand man schon seit langem in Konflikt, unter anderem auch in den Nachbarstaaten Uganda und Burundi.

Nach Habyarimanas Tod eskalierte die Situation: Binnen 100 Tagen sollen gewaltbereite Hutu bis zu eine Millionen Menschen getötet haben - darunter nicht nur Tutsi, sondern auch gemäßigte Hutu. Eine zentrale Rolle spielten dabei die von Kabuga gegründete Interahamwe-Miliz. Der ruandische Geschäftsmann soll zudem per Waffenlieferungen sowie durch aufstachelnde Beiträge in seinen Medienkanälen den Völkermord finanziert und angetrieben haben. Dass Kabuga nun ausgerechnet in Frankreich verhaftet wurde, ist bemerkenswert: Das Land galt lange als Zufluchtsort für Völkermordverdächtige. Ruandas Staatschef Paul Kagame, ein Tutsi, wirft Frankreich vor, die Hutu damals unterstützt zu haben.

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