Geisels Taktik der Verzögerung

Martin Kröger über die Klage der Initiative gegen den Senat

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Offiziell wird es von Senatsseite keiner einräumen: Aber wie Innensenator Andreas Geisel (SPD) seit Monaten die rechtliche Klärung des weiteren Verfahrens zum Volksbegehren »Deutsche Wohnen & und Co enteignen« verschleppt, ist klassische Verzögerungstaktik par excellence. Den leitenden SPD-Funktionären in der Hauptstadt passt das radikale Vergesellschaftungsverfahren einfach überhaupt nicht in den Kram. Deswegen wird es auch mit Verweis auf vermeintliche formale Aspekte ausgesessen. Dass damit gleich das ganze Instrument der Direkten Demokratie ausgehebelt wird, nimmt der Verfassungssenator Geisel so billigend in Kauf.

Dass sich die Initiative bei ihrem Anliegen, alle privaten Wohnungskonzerne mit jeweils 3000 Wohnungen in der Hauptstadt zu vergesellschaften, auch noch auf das einst maßgeblich durch Sozialdemokraten geprägte Grundgesetz der Bundesrepublik bezieht, das die Option einer Vergesellschaftung vorsieht, ändert an der Ablehnung der führenden SPD-Politiker in Berlin indes nichts. Dabei sehen auch viele einfache Mitglieder in der SPD den Vorstoß der Initiative durchaus mit Sympathie - wie ein turbulenter Parteitag im vergangenen Herbst eindrücklich zeigte.

Aus Sicht der Initiative ist das Einreichen einer Klage nach den miesen Erfahrungen mit den Gesprächsangeboten der Koalition in den vergangenen Wochen absolut nachvollziehbar. Die Aktivisten fordern ihr Recht ein, bei einer Ablehnung des Volksbegehrens eben weiter Unterschriften zu sammeln.

Ob das Volksbegehren angesichts der leeren Staatskassen in der Coronakrise von den Berlinern weiter unterstützt wird, steht auf einem anderen Blatt. Ein Anrecht auf ein faires Verfahren besteht in jedem Fall.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.