- Kommentare
- BND-Gesetz
Es wurde Zeit
Daniel Lücking über das Urteil zum BND-Gesetz
Im Juni werden die Enthüllungen von Edward Snowden sieben Jahre zurück liegen. Die Geheimdienste überwachen alles und jeden, anlasslos und unterschiedslos, sagten die Dokumente. »Ein Beleg für anlasslose Massenüberwachung konnte nicht gefunden werden«, war hingegen ein beliebter Satz von Regierungspolitikern im eigens eingerichteten NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags.
Lange vor dessen Auflösung erarbeitete die große Koalition das BND-Gesetz, denn es musste ja etwas passieren. Diesem Gesetz hat das Bundesverfassungsgericht nun eine Absage erteilt, denn es missachtet in wesentlichen Punkten die Grundrechte. Nicht nur von Deutschen, sondern auch von Menschen im Ausland. Der Hausaufgabenkatalog, der den Regierungsparteien nun aufgegeben wurde, ist lang und muss noch in dieser Legislaturperiode abgearbeitet werden.
Es ist bezeichnend, wie sehr die Bundesregierung und die Koalitionsparteien beim BND-Gesetz am Grundgesetz vorbei arbeiteten. Als gäbe es Interpretationsspielraum bei Artikel 1, Absatz 3, der den Gesetzgeber an geltendes Recht bindet. Oder bei Artikel 5, dem Recht auf Meinungsfreiheit, das auch die Pressefreiheit einschließt. Endlich ist klar, dass Artikel 10 des Grundgesetzes, also der Schutz des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses, auch für Ausländer gilt. Kurz vor dem 71. Geburtstag des Grundgesetzes musste die Regierung darauf hingewiesen werden, das Grundrechte auch vom Geheimdienst beachtet werden müssen - und dass dies bis Ende 2021 auch gesetzlich zu verankern ist.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.