- Politik
- Rechtsextreme in Sachsen
Mit Holzlatten und Stahlrohren gegen die Polizei
Beamte wurden am Herrentag von Rechtsextremen attackiert und bedroht / Jüdisches Ehepaar beschimpft
Dresden. Rechtsextremisten haben nach Polizeiangaben am Himmelfahrtstag in der Sächsischen Schweiz ein jüdisches Ehepaar beschimpft und Polizisten angegriffen. In Königstein-Pfaffendorf seien Polizeibeamte mit Gläsern und weiteren Gegenständen beworfen worden, teilte die Polizeidirektion Dresden am Freitag mit. Unter »Sieg Heil«-Rufen hätten die etwa 20 bis 25 Personen die Einsatzkräfte zudem mit Holzlatten und Stahlrohren bedroht.
Das jüdische Ehepaar wurde den Angaben zufolge bei einem Spaziergang mit NS-Parolen verunglimpft. Eine Gruppe von fünf Männern habe die Frau und den Mann mit »Sieg Heil« begrüßt, hieß es. Der Vorfall habe sich am Donnerstagnachmittag an der Bastei, einem beliebten Touristenziel, ereignet. Für einen möglichen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gebe es »keinen Hinweis«, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die fünf Angreifer des Ehepaares seien schließlich von Beamten im nahe gelegenen Rathen festgestellt worden. Gegen sie wurden laut Polizei Ermittlungen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.
Nach dem abendlichen Angriff auf die Polizeibeamten seien 30 Personen in Gewahrsam genommen worden, hieß es weiter. Sie müssen sich laut Polizeidirektion Dresden wegen Landfriedensbruchs, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Zudem werden ihnen laut Polizei Sachbeschädigung, Bedrohung und Verstöße gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen.
Vor der Attacke hatte die Polizei nach eigenen Angaben einen Hinweis bekommen, wonach es in Königstein-Pfaffendorf zu ruhestörenden Lärm wegen einer Party von vermutlich Rechtsextremen gekommen war. Als die Beamten dort eintrafen, seien sie »unvermittelt von 20 bis 25 Personen attackiert« worden, hieß es. Die Polizisten hätten Pfefferspray eingesetzt. Ein Teil der Angreifer habe sich daraufhin in Richtung zweier Grundstücke entfernt.
Bei der Attacke sei auch ein Einsatzfahrzeug beschädigt worden. Polizisten hätten in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Dresden die Liegenschaften der beiden Grundstücke durchsucht. Dabei seien eine Übungshandgranate, die Attrappe einer Panzergranate, Messer, Betäubungsmittel sowie rechtsextremes Propagandamaterial gefunden worden. An dem Einsatz waren laut Polizei etwa 120 Beamte beteiligt.
Die insgesamt 30 vorläufig festgenommenen Personen seien noch in der Nacht als Beschuldigte vernommen worden, hieß es. Nach ersten Ermittlungen seien mehrere Personen bereits in der Vergangenheit mit rechtsmotivierten Straftaten polizeilich in Erscheinung getreten.
Auch in Dresden kam es am Donnerstag zu Zwischenfällen. Eine Gruppe soll mit lauter Musik und »Sieg Heil«-Rufen in Richtung Alaunpark gelaufen sein, wie es hieß. Die Polizeidirektion Dresden ermittelt ebenfalls wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. epd/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.