Umfrage: Hartz IV reicht nicht

Mehrheit der Bevölkerung ist überzeugt, dass ein Erwachsener sich nicht von 150 Euro im Monat ernähren kann

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Berlin. Die große Mehrheit der Bevölkerung glaubt nicht, dass man von den Hartz-IV-Sätzen leben kann. Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Paritätischen hervor, die der Verband am Donnerstag in Berlin veröffentlicht hat. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Forsa glauben danach vier von fünf Befragten nicht, dass man mit 432 Euro über den Monat kommen kann. Vielmehr veranschlagen sie im Durchschnitt 728 Euro für die Lebenshaltungskosten eines Alleinstehenden (ohne Wohnkosten) - also fast 70 Prozent mehr als einem Hartz-IV-Bezieher tatsächlich zusteht.

Die Vorstellungen der Bevölkerungsmehrheit darüber, wie viel man monatlich für Essen oder Kleidung braucht, liegen deutlich über den Beträgen, die in den Hartz-IV-Sätzen dafür vorgesehen sind. Dass sich ein Erwachsener von 150 Euro im Monat ernähren kann, glauben nur 14 Prozent der Befragten. Im Durchschnitt gehen sie von doppelt so hohen Ausgaben allein für das Essen aus. Forsa hatte Anfang März dieses Jahres 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen über 18 Jahre befragt.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen, Ulrich Schneider, erneuerte die Forderung nach einer sofortigen Erhöhung der Regelsätze um 100 Euro pro Monat, die von rund 30 Sozial- und Verbraucherverbänden erhoben wird. Für die Zusatzkosten durch die Corona-Krise müssten die Menschen außerdem eine Einmalzahlung von 200 Euro erhalten, verlangte er.

Schneider warnte, sozial unausgewogene Konjunkturpakete zur Überwindung der Krise würden die Gesellschaft weiter spalten. Bisher sei gerade den Ärmsten jede finanzielle Hilfe verweigert worden, kritisierte Schneider. epd/nd

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