Trauer um LGBTIQ-Aktivistin

Die ägyptische Aktivistin Sarah Hijazy kam für das Schwenken einer Regenbogenflagge ins Gefängnis. Im Netz trauern viele über ihren plötzlichen Tod

  • Birthe Berghöfer
  • Lesedauer: 3 Min.

Auf einem Konzert der libanesischen Gruppe Mashrou' Leila im September 2017 zeigte Sarah Hijazy Solidarität mit den Rechten von Homosexuellen – sie schwenkte eine Regenbogenflagge, machte Fotos und stellte diese anschließend ins Netz. Die ägyptische Staatsanwaltschaft beschuldigte sie daraufhin der »Förderung von Homosexualität und sexueller Abweichung«.

Laut der »Egyptian Initiative for Personal Rights« wurden nach dem Konzert in Kairo 75 Personen festgenommen, darunter Hijazy sowie der Student Ahmed Alaa. Beide wurden im Oktober aufgrund einer angeblichen Mitgliedschaft in einer Gruppe, die »abweichendes Denken« fördere, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die LGBTIQ-Aktivistin musste bis zu ihrer Entlassung im Januar 2018 schwere Misshandlungen und sexualisierte Gewalt über sich ergehen lassen. Die Polizei habe ihre Mitgefangenen dazu angestachelt, sagte Hijazy später aus. In einem Artikel von 2018, der in Reaktion auf Hijazys Tod ins Englische übersetzt wurde, schreibt sie: »Selbst nach meiner Freilassung hatte ich immer noch vor allem Angst, vor meiner Familie, vor Freunden und vor der Straße. Angst übernahm die Führung. Ich war von schweren Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen und entwickelte schwere Angstzustände und Panikattacken.«

Seit ihrer Entlassung lebten Hijazy und Alaa in Kanada. Die 30-jährige soll dort am Wochenende Suizid begangen haben. Die Nachricht von ihrem Tod verbreitete sich über Soziale Medien und einige wenige Nachrichtenportale, darunter das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Menschenrechtsanwalt Khaled Al-Masry bestätigte die Nachrichten vom Tod Hijazys, heißt es auf »saudi24news« mit Verweis auf die Nachrichtenplattform »Erem News«. Angaben zu den genaueren Umständen ihres Todes machte der Anwalt nicht.

Im Netz wird der Aktivistin unterdes mit Fotos und Videos gedacht - darunter ein Interview mit der »Deutschen Welle« von 2018. »Wir waren sehr stolz«, erzählt Hijazy vom Abend des Konzerts und den als »Regenbogenflaggen-Vorfall« bekannt gewordenen Entwicklungen. »Wir posteten unsere Bilder. Wir hätten nie gedacht, dass dies die Reaktion sein würde«, sagte Hijazy, die als lesbische Frau selbst versuchte, in einem Land zu leben, das »alles hasst, was sich von der Norm unterscheidet«. Wie Studien immer wieder zeigen, sind queere Menschen einem höheren Suizidrisiko ausgesetzt. In einer Untersuchung mit Daten der Weltgesundheitsorganisation ist sogar von einem vier- bis achtfach höherem Risiko für suizidale Gedanken und Verhaltensweisen für homo- und bisexuelle Jugendliche die Rede.

Homosexualität steht in Ägypten nicht unter Strafe, wird allerdings mit Gesetzen, die »abweichendes Denken, Förderung der Unmoral und Handlungen gegen die öffentliche Moral« verbieten, bestraft. Zudem ist Homosexualität ein enormes gesellschaftliches Tabu. Ahmed Alaa bezeichnete die Bilder von ihm und Hijazy – und die darauffolgende Unterstützung im Netz – als einen »Schlag ins Gesicht des Regimes, dessen Patriarchat und dessen Rückständigkeit«.

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