Pleiteliga Dax

Kurt Stenger über die Folgen der Wirecard-Insolvenz

Der Dax wird gerne als die erste Börsenliga in Deutschland bezeichnet. Hier tummeln sich die 30 »größten« Konzerne des Landes - Unternehmen mit stabilen Umsätzen und ohne groß spekulativem Charakter. So sollte man meinen. Der Finanzdienstleister Wirecard belehrt mit seinem Rekordabsturz nun auch den letzten Aktienfan eines besseren. Noch nie hat ein aktuelles Dax-Unternehmen so rasant an Börsenwert verloren und noch nie hat eines Insolvenz angemeldet. Wobei man fairerweise hinzufügen muss, dass der Immobilienfinanzierer HRE in der Finanzkrise vom Staat vor der Pleite bewahrt wurde.

Es ist sicher richtig, wenn jetzt die staatliche Finanzaufsicht sowie die Wirtschaftsprüfer am Pranger stehen, die das Fehlen von Milliardensummen trotz früher Hinweise nicht bemerkten. Doch es geht auch um die Verantwortung der Börse, deren Lobbyisten sich jetzt als Opfer krimineller Machenschaften hinstellen, gegen die keine noch so strenge Regulierung gefeit sei. Diese Sicht ist fahrlässig, denn der Ruf des Finanzstandortes Deutschland ist jetzt völlig zurecht ramponiert.

Es gab ein krasses Marktversagen, denn das bis heute recht kleine Unternehmen Wirecard wurde dank eines Fintech-Hypes zum reinen Börsengiganten hochspekuliert. Der Kursabsturz wird auch Normalbürger mit Lebensversicherungen oder Pensionsfonds treffen. Die Börse muss daher jetzt strenger reguliert werden, auch wenn dies deren Geschäfte stört.

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