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CDU-Politiker verunglimpft LGBTIQ als »mikroskopische Randgruppe«
In einer Kreistags-Rede machte Sascha Ott zum wiederholten Male seiner Bi-, Homo- und Trans-Feinlichkeit Luft
Sascha Ott, stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Mecklenburg-Vorpommern, ist wieder einmal ausgebrochen – aus dem »Käfig politischer Korrektheit«, wie er selbst zu sagen pflegt. In einer erst kürzlich bekannt gewordenen Rede vor dem Kreistag des Landkreises Vorpommern-Greifswald bezeichnete er bi-, homo-, inter- und transsexuelle Menschen als »mikroskopische Randgruppe« der Gesellschaft. Weiter schwadronierte er, es seien vor allem jene, die »fleißig arbeiten« und »ihre Kinder im Sinne unseres Staates erziehen«, denen Respekt gezollt werden müsste.
Auslöser der diskriminierenden Rede war ein Antrag der Grünen, im Rahmen des Christopher Street Day, eine Regenbogenflagge hissen zu dürfen. Ott warf daraufhin der Grünenfraktion vor, immer zu unterstellen, »dass es Menschen in unserer Gesellschaft gebe, die bewusst diskriminiert, verfolgt oder ausgegrenzt werden«. Deutschland sei jedoch kein Schurkenstaat und die Situation nicht so schlimm, wie sie immer dargestellt werde. »Die Deutschen sind mittlerweile so von Toleranz umfasst, dass es fast bis zur Selbstverleumdung reicht«, erklärte Ott und erntete daraufhin Applaus aus der rechten Ecke.
Es ist nicht das erste Mal, dass der CDU-Politiker sich seiner LGBTIQ*-Feindlichkeit Luft machte: Erst vergangenes Jahr, nachdem Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer sich bei ihrer Fastnachtsrede über intersexuelle Menschen lustig machte, sprach Ott intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen ihre Existenz ab: »Mit gutem Recht« könne man »über den Irrglauben vom ›Dritten Geschlecht‹ Witze machen«, hetzte Ott. Der studierte Jurist und Direktor des Stralsunder Amtsgerichts machte so kein Hehl daraus, was er vom Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Dritten Geschlecht hielt.
Regelmäßig kommen dem Mitgründer des »Konservativen Kreis« der mecklenburg-vorpommerischen CDU die Bedürfnisse der Mehrheitsgesellschaft zu kurz. Menschen entfremdeten sich von der Politik, wenn berechtigte Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft ignoriert würden, kommentierte Ott beispielsweise die Abstimmung zur Ehe für alle im Sommer 2017. Die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare bezeichnete er als »Scharlatanerie«.
Die »Genderideologie« raube einem den gesunden Menschenverstand, glaubt Ott, der nüchtern betrachtet allerdings mit nicht besonders viel Verstand an seine politische Karriere ran geht: 2016 stand der Jurist als Justizminister Mecklenburg-Vorpommerns zur Debatte. Die CDU zog die Nominierung Otts jedoch wieder zurück, weil er in Sozialen Medien AfD-Inhalte mit »gefällt mir« versah sowie Likes auf Einträge der »Jungen Freiheit« verteilte.
Die Rede des CDU-Politiker sei von der Sicht eines weißen, alten Mannes geprägt, kritisierte die Vorsitzende der Grünen-Kreistagsfraktion, Ulrike Berger, im Anschluss an Otts Rede im März. Die Welt sei jedoch bunt und bestehe auch aus Menschen unterschiedlichster sexueller Orientierung. Sie halte es für ein starkes Zeichen, wenn der Landkreis die Regenbogenflagge einmal im Jahr hisse und damit Solidarität mit bi-, homo-, inter- und transsexuelle Menschen ausdrücke. Ihr Antrag wurde dennoch mit 26 zu 24 Stimmen abgelehnt.
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