Auffallende Telefonate

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte die Maut für rechtswidrig befunden. Doch die Verträge waren unterschrieben

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Untersuchungsausschuss zur gescheiterten Einführung der Pkw-Maut soll nach Informationen der »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« Telekom-Vorstandschef Tim Höttges nach der Sommerpause am 17. September aussagen.

Der Ausschuss befasst sich mit der Vergabepraxis des Verkehrsministeriums, das durch Andreas Scheuer (CSU) geführt wird. Die Abgeordneten wollen mehr darüber erfahren, was Höttges, dessen größter Aktionär der deutsche Staat ist, mit Scheuer besprochen hat. Scheuer hatte immer wieder Schwierigkeiten, zum vorgesehenen Preis Interessenten für die Maut-Ausschreibung zu finden. Die Zeitung zitiert aus einer Aufstellung des Verkehrsministeriums, der zufolge Scheuer und Höttges in den Jahren 2018 und 2019 elfmal miteinander sprachen.

Unter anderem hätten sie mitten im Vergabeprozess am 13. August 2018 telefoniert - drei Tage später stieg der Staatskonzern Telekom aus dem Bieterkonsortium mit einigen internationalen Konzernen aus und ging als einzelner Bieter ins Rennen. Auch am 14. September telefonierten die beiden. In allen Gesprächen sei es nur um Fragen von Mobilfunknetz und Breitband-Anschlüssen gegangen, heißt es in einer Aufstellung. Im Juni 2019 hatte der europäische Gerichtshof (EuGH) die bereits beschlossene Pkw-Maut für rechtswidrig befunden und gestoppt. Die Bundesregierung hatte daraufhin die Verträge mit den vorgesehenen Betreiberfirmen Kapsch und CTS Eventim gekündigt. Der dadurch entstandene Schaden wird Andreas Scheuer angerechnet, dessen Ministerium die Verträge abgeschlossen hatte, bevor Rechtssicherheit bestand. Die Schadenersatzforderungen belaufen sich auf 560 Millionen Euro. dal/Mit Agenturen

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -