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Gesundheitsminister warnt vor Abschaffung von Maskenpflicht im Handel
Jens Spahn reagiert auf Pläne von Mecklenburg-Vorpommern / Uneinigkeit zwischen den Bundesländern
Berlin. Angesichts der Pläne von Mecklenburg-Vorpommern zur Abschaffung der Maskenpflicht in Geschäften hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Vorsicht gemahnt. Er verstehe zwar »die Ungeduld und den Wunsch nach Normalität«, schrieb Spahn am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Doch sei das Coronavirus »noch da«.
Wo in geschlossenen Räumen der nötige Abstand nicht immer gesichert sei, bleibe deshalb die Alltagsmaske geboten, betonte der Bundesgesundheitsminister. Die Landesregierung in Schwerin hatte zuvor angekündigt, die Maskenpflicht im Einzelhandel abschaffen zu wollen. Wenn das Infektionsgeschehen in seinem Bundesland so gering bleibe wie derzeit, sehe er keinen Grund für diese Auflage, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) der »Welt am Sonntag« (»WamS«).
Er könne »die Ungeduld des Handels sehr gut nachvollziehen, die Maskenpflicht abzuschaffen«, sagte Glawe. Die Abstandsregel zum Schutz vor dem neuartigen Coronavirus werde in Mecklenburg-Vorpommern aber grundsätzlich fortbestehen.
Glawe kündigte zugleich Gespräche mit seinen Kollegen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an. »Wir versuchen, für alle norddeutschen Bundesländer eine einheitliche Regelung hinzubekommen«, sagte der CDU-Politiker. »Noch lieber wäre mir ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel.«
Auch andere Bundesländer prüfen laut »Wams« die Abschaffung der Maskenpflicht in Geschäften. »Wir schauen uns gerade an, ob wir beim Einkaufen auf die Maskenpflicht verzichten können«, sagte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) der Zeitung. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) plädierte dafür, die Pflicht in eine Empfehlung umzuwandeln.
Bayern und Rheinland-Pfalz wollen hingegen an der Maskenpflicht im Einzelhandel festhalten. »Die bayerische Staatsregierung sieht nicht den geringsten Anlass, die Maskenpflicht aufzuheben«, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) der »Süddeutschen Zeitung«. »Im Gegenteil: Die weltweit steigenden Infektionszahlen und die Hotspots in Deutschland zeigen uns, dass wir bei Corona weiterhin höchste Vorsicht walten lassen müssen«, unterstrich Herrmann.
»Das Coronavirus ist noch da und noch gefährlich, das zeigen lokale Ausbrüche«, sagte auch eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums der »Rheinischen Post«. Eine jetzige Aufhebung der Maskenpflicht wäre nach ihren Worten das falsche Signal: »Gerade die Ferienzeit und die Zeit nach den Ferien werden entscheidend sein, um zu beurteilen, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickelt.«
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans plädierte ebenfalls für die Beibehaltung der Maskenpflicht. Wenn alle Bürger in den Geschäften weiter einen Atemschutz trügen, »haben wir einen großen Teil von Infektionsmöglichkeiten eingedämmt«, sagte er im Internetprogramm »Bild live«. Nach Angaben von Walter-Borjans stimmt er in dieser Frage mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) überein. Er habe am Sonntag mit Merkel telefoniert und sei sich mit ihr einig, dass das Maskentragen in Geschäften eine »zumutbare Zumutung« sei. AFP/nd
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