Keine Knete ohne Fete

Veranstaltungsbranche protestiert gegen ihre prekäre Lage und mangelnde Perspektiven

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die Kosten übersteigen die Einnahmen«, bringt Daniel Domdey von der Veranstaltungsagentur »d2mberlin« das Problem auf den Punkt. Zwar könne man durch die Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen theoretisch wieder Messen, Konferenzen, Konzerte und andere Veranstaltungen durchführen, durch die Abstandsregeln liege die Auslastung jedoch nur bei 20 bis 30 Prozent - und das rechne sich nicht. »Die meisten Veranstaltungen sind erst ab einer Auslastung von 60 bis 80 Prozent wirtschaftlich«, so Domdey.

Gemeinsam mit anderen Vertreter*innen von Berliner Spielstätten sowie Veranstalter*innen, Techniker*innen und Bühnen- und Messebauer*innen will Domdey daher am Freitag mit einem Protestmarsch von Friedrichshain nach Kreuzberg auf die prekäre Lage der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen.

Ein Problem sei dabei auch das unterschiedliche Vorgehen der einzelnen Bundesländer. »In dem einen Bundesland können die Künstler wieder spielen, in dem anderen nicht.« Berlin habe hier strengere Regeln als andere. Domdey sieht die Veranstaltungsbranche auch mit Blick auf andere Bereiche benachteiligt. »Warum dürfen die Leute im Zug, im Bus oder im Flugzeug nebeneinander sitzen, aber bei Veranstaltungen nicht?«, fragt er. »Hier wird mit zweierlei Maß gemessen.«

Daniel Bartsch, Sprecher der Senatskulturverwaltung, verweist auf die Sofortprogramme, die der Senat Ende Juni ausgeweitet hat. »Wir haben weitere Hilfsmaßnahmen in Höhe von 55 Millionen Euro beschlossen«, so Bartsch. Vorwürfe, dass der Kulturbereich im Regen stehen gelassen werde, weist er zurück: »Im Regen stehen gelassen wird keiner, man kann aber natürlich darüber diskutieren, ob der Regenschirm groß genug ist.«

»Hilfspakete allein reichen nicht, wir müssen einen Fahrplan entwickeln, wie wir zur Normalität zurückkehren können«, meint Daniel Domdey. Langfristige Planungen seien derzeit jedoch unmöglich. »Wir wollen eigentlich kein Geld, wir wollen wieder arbeiten.« Der Veranstaltungsmanager fordert einen Runden Tisch mit Betroffenen aus allen Bereichen und der Politik. »Wir müssen über weitere Hilfspakete reden, ohne die wird es nicht gehen, wir müssen aber auch darüber reden, wie man Abstandsregeln aufweichen und andere Maßnahmen einführen kann. Die jetzige Lösung ist keine Lösung.«

»Wir sind mit verschiedenen Gruppen im Austausch was Möglichkeiten zur Hilfe angeht«, versichert der Sprecher der Verwaltung unter Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Den Verantwortlichen sei bewusst, dass die Lage für die Branche schwierig ist, und es sei nicht für alle eine zufriedenstellende Lösung gefunden worden, »aber es geht derzeit nicht anders«, meint Bartsch. Eine Lockerung der Abstandsregeln sei derzeit nicht drin. »Wir haben nach wie vor eine sehr bewegliche Pandemie-Situation und können keine Fahrpläne benennen, das wäre unredlich.«

Daniel Domdey hofft, dass sich am Freitag möglichst viele seinem Protestmarsch anschließen werden. An der ersten Demonstration Ende Juni von Charlottenburg nach Mitte hätten sich rund 300 Menschen aus der Veranstaltungsbranche beteiligt. »Dieses Mal wollen wir noch eine Schippe drauf legen«, sagt er.

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