Frauen für die CDU

Andreas Koristka erklärt, mit welchen Kniffen die Partei ihre neue Quote erfüllen kann

Nach guten altem Brauch trägt man in der CDU bis heute einen Penis. Doch ihre Satzungskommission hat vor Kurzem mit großer Überraschung festgestellt, dass ein nicht unerheblicher Anteil der deutschen Bevölkerung aus Frauen besteht. Für diese neue Zielgruppe möchte man sich nun attraktiver machen. Da ein gelegentlicher Strauß frischer Schnittblumen und Pralinengeschenke dafür nicht ausreichen werden, soll der Anteil von Frauen bei CDU-Vorstandswahlen künftig 30 Prozent betragen. Ab dem Jahr 2015 sollen es gar 50 Prozent sein.

Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Der Frauenanteil in der Partei beträgt derzeit nur 26 Prozent. Es werden also enorme Anstrengungen bei der Rekrutierung von Parteimitgliederinnen unternommen werden müssen. Ein internes Strategiepapier der Partei sieht deshalb vor, dass die regionalen CDU-Mitglieder vermehrt dahin gehen sollen, wo man Frauen trifft, und sie an der Theke ansprechen (Bordell zählt nicht!). Die Entgegnung »Sorry, ich habe schon eine Partei« darf dann kein Grund sein, die Flinte ins Korn zu schmeißen. Denn Damen stehen auf hartnäckige Typen, die dranbleiben und ihnen erklären, warum der Mittelstand in Deutschland gestärkt werden muss, dass sich Leistung lohnen sollte und dass ihr Hintern in dieser knallengen Jeans ganz hervorragend aussieht. Wenn das Gegenüber dann noch einen gepflegten Schnauzbart trägt, ist es mit fast jeder geschehen … Schon gibt es eine Handreichung mit flotten Aufreißersprüchen und man hört in den Kneipen von Großhinterschwarzort bis Ödnishausen Sätze wie »Na, Baby, tun dir deine Füße weh, denn in meiner Fantasie gehst du die ganze Zeit zum Treffen des CDU-Ortsverbandes.«

Leider sind Frauen traditionell politisch nicht so gut informiert wie zum Beispiel Philipp Amthor. Deshalb gibt es nun zusätzlich die Bitte an jedes Parteimitglied, mindestens 20 Frauen im Einkaufszentrum anzusprechen. Dafür müssen sich viele überwinden. Doch oft reicht eine unverfängliche Frage, etwa nach dem Weg zum nächsten Schützenhaus, um ins Gespräch zu kommen. Frauen lieben Männer, die selbstbewusst auftreten und wissen, was sie wollen. CDU-Mitglieder sollten also klar kommunizieren, wofür sie einstehen, etwa die Umverlegung des Asylantenheimes in den Nachbarkreis. Ist dies geschehen, lädt Mann Frau auf einen Kaffee ein, dann auf eine Flasche Weißwein und 20 Aperol Spritz und schon kann gemeinsam nach Hause gegangen werden (notfalls Taxi nehmen!), um den Parteiantrag zu unterschreiben, während die Bravo-Kuschelrock-Compilation im Hintergrund läuft. Am nächsten Morgen wird nicht gemeinsam gefrühstückt und man ruft sich nie wieder an.

Das sind die Formen moderner politischer Basisarbeit, der sich auch eine konservative Partei nicht mehr verschließen kann. Es reicht heutzutage eben nicht aus, bei der Karnevalssitzung der Katholischen Frauen Deutschlands besoffen die Damentoilette zu stürmen und »CDU, CDU!« zu brüllen. Frauen von heute wollen subtiler umgarnt werden. Kleine Aufmerksamkeiten können dabei behilflich sein. Welche Frau könnte zum Beispiel widerstehen, wenn ihr von einem 70-jährigen Ortsvorsteher im Wahlkampf eine Menstruationstasse geschenkt würde? Welche würde nicht die CDU auf dem nächsten Stimmzettel ankreuzen, der man empfohlen hätte, Kaffeesatz beim Kampf gegen ihre Cellulite einzusetzen? Dieser Tricks wird sich die Partei fortan bedienen, und ein Pfund haben sie zudem in petto: Nur bei den Christdemokraten kann Frau ein kleines Teil im großen Gemächt oder besser gesagt Getriebe sein, das Norbert Röttgen, Armin Laschet oder den charismatischen Damenschubser Friedrich Merz zum Bundeskanzler macht. Eine Vorstellung, von der Frauen träumen dürften.

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