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Neuer Airport trifft auf flügellahme Branche
Am Flughafen BER laufen die Inbetriebnahmetests – doch Corona zwingt zu einem strikten Sparkurs
Die Corona-Pandemie hat bei den Berliner Flughäfen tiefe Spuren hinterlassen. Die Wiederbelebung des Luftverkehrs ist zwar schneller erfolgt, als auch von den Verantwortlichen der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) erwartet. Doch die Flugbewegungen und Passagierzahlen sind an den Bestandsflughäfen Tegel und Schönefeld noch immer auf einem niedrigen Niveau. Vor diesem Hintergrund und angesichts der in den zurückliegenden vier Monaten eingetretenen gewaltigen Einnahmeausfälle haben Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf ihrer Sitzung am Freitag dem Unternehmen einen rigiden Sparkurs auferlegt. Allein die infolge des Shutdowns im Reiseverkehr entstandene Finanzlücke werden die Gesellschafter – die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund – bis Ende des Jahres mit 300 Millionen Euro überbrücken.
Auf der Online-Pressekonferenz im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung informierte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup über bei den Berliner Flughäfen anstehende rigide Einschnitte bei Personal und Investitionen. »Wir haben zunächst mit einem Einstellungsstopp das getan, was man in einer Krise tut«, sagte er. Rund die Hälfte des Personals sei seit Monaten in Kurzarbeit. »Den nötigen Personalabbau realisieren wir in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten und Tarifpartnern.« Mit ihnen werde man auch Modelle erarbeiten, auf deren Grundlage sich betriebsbedingte Kündigungen nach Möglichkeit vermeiden lassen, darunter Altersteilzeit. Wie viele Mitarbeiter es treffen könnte, ließ er offen. »Wir wollen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden, müssen aber mit den Kosten runter«, erklärte Lütke Daldrup.
Er verwies darauf, dass darüber hinaus beim Betrieb der Bestandsflughäfen viele betriebliche Ausgaben »auf das nötigste reduziert und Investitionen verschoben« worden seien. Der ausdrückliche Verzicht auf Neueinstellungen betrifft auch die ursprünglich vorgesehene Neubesetzung der seit Ende vakanten Stele des Technikchefs. Man habe aufgrund des Sparprogramms im Bereich von Investitionen und Personal darauf verzichtet und werde zunächst versuchen, die Arbeit ohne einen Technikchef zu bewältigen, versicherte Engelbert Lütke Daldrup.
Die am Freitag vom Flughafen-Bodendienstleister Wisag angekündigte Halbierung seiner 1500 am Standort Berlin angesiedelten Stellen wegen des dramatisch eingebrochen Flugverkehrs wollte der Flughafenchef nicht direkt kommentieren. Die Wisag sei einer von drei für die FBB tätigen Bodendienstleister. »Wir legen Wert darauf, dass die Bodenverkehrsdienste, die am Flughafen den Airlines geschuldet werden, auch stattfinden.« Für die von den Maßnahmen bei der Wisag betroffenen Mitarbeiter hoffe er auf sozialverträgliche Lösungen.
Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Flugbetrieb geriet der vom Aufsichtsrat zur Kenntnis genommene Fortschritt auf dem Weg zur BER-Inbetriebnahme fast schon zur Nebensache.
Der Bau des neuen Hauptstadtflughafen befindet sich definitiv in der Schlussphase. »Das Terminal T1 ist fertig«, verkündete der Flughafenchef. Und das Orat-Inbetriebnahmeprogramm unter Mitwirkung von Komparsen sei gut angelaufen. Dazu teilte die Flughafengesellschaft mit: »Inbetriebnahmerelevante Baumaßnahmen insbesondere auf den Vorfeldern, im Terminal T5 (Schönefeld) und im Terminal T2 laufen trotz der Corona-Krise weiterhin nach Plan.« Lütke Daldrup zufolge bauten die Mieter im Fluggast- oder auch Hauptterminal T1 derzeit ihre Läden und Restaurants aus. Auf mehr als 20 der insgesamt 109 Mietflächen seien die Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Er sei sicher, dass bis November den Reisenden alle Läden offen stehen.
Weniger konkret blieb der Flughafenchef beim Stand der Fertigstellung des zur Kapazitätserweiterung entstehenden Terminals T2. Die Arbeiten machten weiter gute Fortschritte, die Fassade des Gebäudes sei nahezu fertig, auch beim Innenausbau gehe es voran. Man sei noch immer zuversichtlich, die am T2 geplante Inbetriebnahme zum 4. November 2020 einzuhalten, könne sie aber angesichts der coronabedingten Ausfälle in den vergangenen Monaten nicht garantieren. Fast fertig sei das Dienstgebäude der Bundespolizei auf dem BER-Gelände, werde derzeit bezogen und am 31. Juli offiziell übergeben. Zudem wurde die aktualisierte Entgeltordnung für den BER durch das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg genehmigt und veröffentlicht. Damit werden am BER die Erlöse des Flugverkehrs um 40 bis 50 Prozent über denen der Bestandsflughäfen liegen.
Der Aufsichtsrat informierte sich detailliert über den Verlauf des Probebetriebs, der wegen der Covid-19-Pandemie angepasst wurde. Die erste Phase der Schulungen mit den Prozesspartnern ist abgeschlossen. Seit Juli nehmen wie geplant nunmehr auch Komparsen daran teil. Das ORAT-Team konnte berichten, dass der Probebetrieb gut läuft und zur Einübung der Prozesse entscheidend beiträgt. Die verschobene Brandschutz- und Räumungsübung findet im August statt.
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