- Kommentare
- Paritätsgesetz
Verloren, aber nicht unterlegen
Martin Kröger über das Thüringer Urteil zum Paritätsgesetz
Die Ansicht des Gerichts, dass das Thüringer Paritätsgesetz angeblich die Freiheit der Wahl beeinträchtigt, könnte überdies eine fatale Signalwirkung entfalten. Ganz sicher werden sich die Brandenburger Richter das nun gefällte Urteil genau anschauen, bevor sie wohl im August über das brandenburgische Paritätsgesetz befinden werden. Dass eine Quotierung der Landeslisten nicht verfassungskonform sein soll, ist ein starker Einwand.
Nur: Durch das Urteil wird vollständig die gesellschaftliche Realität ausgeblendet, die gegenwärtig in den Landtagen herrscht. Vor allem im Osten, wo die AfD stark ist und die CDU häufig viele Direktmandaten gewinnt, für die vorher von der Partei oft Männer nominiert wurden, ist der Frauenanteil in den Parlamenten viel zu niedrig. Das Ziel des Grundgesetzes, aktiv auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern hinzuwirken, ist dort ad absurdum geführt.
Doch so niederschmetternd das Weimarer Urteil auch ist – eine endgültige Niederlage im Kampf, der Gleichberechtigung näherzukommen, muss es nicht sein. Gut möglich, dass das Bundesverfassungsgericht zu einem anderen Ergebnis gelangt. Zu hören ist auch, dass eine Kommission des Bundestages Vorschläge erarbeiten soll, um ein rechtssicheres Paritätsgesetz vorzulegen. Auch das wäre eine gute politische Lösung.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!