Clubkultur muss gerettet werden
MEINE SICHT: Martin Kröger über die durch die Coronakrise bedrohten Clubs
Wenn eine Branche in den vergangenen Jahren die internationale Attraktivität Berlins ausgemacht hat, dann war es die Clubkultur. Durchtanzte Nächte, feuchtfröhliche Happenings gepaart mit politischen Aktivitäten gegen den Ausverkauf der Stadt sowie gegen rechtsextreme Tendenzen: Berlins Clubs waren immer an vorderster Stelle dabei, wenn es galt, politisch Position zu beziehen. Mit dem Auftauchen des Coronavirus ist das alles existenziell gefährdet. In keinem anderen Raum verbreitet sich das Virus so gut, wie in den feuchten, dunklen Clubs, wo es dazugehört, sich nahezukommen. Bei den Berliner Clubs »Trompete« und »Kater Blau« hat sich gezeigt, wie schnell sich das Virus verbreitet.
Die Schlussfolgerung ist niederschmetternd: Solange es keinen Impfstoff gibt, wird es in Berlin kein Clubbing im hergebrachten Sinne geben können. Für die feierhungrige Meute ist das indes gar kein großes Problem - die Partys finden jetzt jedes Wochenende in den Parks statt. Die Clubbetreiber und ihre Beschäftigten stehen dagegen vor dem Ruin. Soforthilfen und Kurzarbeit haben die ersten Folgen zwar abgemildert, aber eine dauerhafte Lösung sind sie nicht. Überdies sind viel zu wenige Vermieter dazu bereit, über Stundungen der Mieten für die Räumlichkeiten zu verhandeln.
Jetzt ist Innovation gefragt, auch um ein Lebenszeichen an die Öffentlichkeit zu senden, dass es die Clubs noch gibt. Allein auf Onlineformate zu setzen, wird sich auf Dauer wohl nicht auszahlen. Einige Clubs experimentieren bereits mit geöffneten Außenbereichen, Kunstausstellungen und Klanginstallationen, deren Besuch mit den geltenden Abstands- und Hygieneregeln vereinbar ist.
Am Ende wird es aber nicht ohne langfristige Hilfen gehen, wenn man die einzigartige Berliner Clublandschaft retten will. Da stehen ganz schwierige Diskussionen bevor, der ökonomische Verteilungskampf um das Erbe der Clubkultur hat nämlich erst begonnen.
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