Neues Schreiben von »NSU 2.0« droht auch Deniz Yücel

Am Freitag sind mindestens zwei E-Mails mit identischem Inhalt an insgesamt 15 Adressaten geschickt worden

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die jüngsten Drohungen in rechtsextremistischen Schreiben mit dem Absender »NSU 2.0« betreffen einem Bericht zufolge auch den Journalisten Deniz Yücel. Am Freitag seien mindestens zwei E-Mails mit identischem Inhalt an insgesamt 15 Adressaten geschickt worden, berichtete die »Welt am Sonntag«. Darin tauche erstmals der Name des »Welt«-Korrespondenten Deniz Yücel auf.

Zu den Empfängern der E-Mails gehören dem Bericht zufolge Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sowie die Linksfraktionschefin im hessischen Landtag, Janine Wissler, und die Kabarettistin Idil Baydar. Beide Frauen hatten in den vergangenen Monaten bereits mehrmals rechtsextremistische Morddrohungen des »NSU 2.0« erhalten. Auch weitere Politikerinnen und andere Frauen des öffentlichen Lebens waren betroffen.

In dem neuen Schreiben werden laut »Welt am Sonntag« sowohl Yücel als auch eine Journalistin der »taz« beleidigt und bedroht. Yücel bezeichnete es als »verstörend«, dass er erst durch die Recherchen seiner Kollegen von dem Drohschreiben erfahren habe. Die Polizei habe sich bislang nicht mit ihm in Verbindung gesetzt.

Ein Sprecher des hessischen Innenministeriums sagte der »Welt am Sonntag«, man habe Kenntnis von dem neuen Drohschreiben. Im Text erwähnte Personen sollten eigentlich darüber informiert werden, sagte er.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte die Ermittlungsbehörden auf, die Morddrohungen gegen Journalisten, Künstler und Politikerinnen ernst zu nehmen und mit Hochdruck aufzuklären. Wenn einzelne Betroffene wie Yücel nicht über eine gegen sie gerichtete Morddrohung informiert würden, »stimmt etwas nicht mit der Sorgfalt der Ermittlungen«, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

Er bezeichnete die Drohungen als »widerliche Versuche der Einschüchterung«, die sich gegen die deutsche Demokratie richten. Die Polizei stehe in der Pflicht, die Betroffenen zu schützen und mit Nachdruck den oder die Täter zu ermitteln. nd/AFP

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!