- Politik
- Garzweiler
Blockaden für Erhalt von Dörfern
Aktivisten wollen Abriss einer Straße und damit Näherrücken des Tagebaus Garzweiler stoppen
Am Rand des Braunkohletagebaus Garzweiler haben am Mittwochmorgen Klimaaktivisten und Bewohner benachbarter Dörfer gegen den Abriss der Landstraße L277 protestiert. Östlich von ihr ist das große Kohleloch, westlich befinden sich Dörfer wie Keyenberg, Kuckum und Berverath. Sie alle sollen in den nächsten Jahren abgebaggert werden. Am Montag hatte der Abriss der Straße im Auftrag des RWE-Konzerns begonnen - »planmäßig«, wie dessen Management betonte. Für viele Dorfbewohner ist das der nächste Schritt zur Zerstörung ihrer Heimat. In Keyenberg kann man die riesigen Kohlebagger schon sehen und hören. Einer ist nur noch wenige Hundert Meter vom Ortsrand entfernt.
Die Protestaktionen hatten am Sonntag mit einer Demonstration begonnen, an der sich rund 800 Menschen beteiligten. Zudem gab es eine Nachtwache und einen Gottesdienst. Als die von RWE beauftragten Arbeiter am Montag zum Abriss der Straße anrückten, blockierten Teilnehmer der Proteste sie. Eine Person kletterte auf einen Bagger und konnte die Arbeiten so um mehrere Stunden verzögern. Seither besetzen immer wieder Gruppen von 20 bis 50 Personen Teile der Straße. Die Bagger mussten um sie herumgefahren werden und warten, bis die Polizei die Menschen weggeschafft hatte.
David Dresen aus Kuckum sagt, es seien »anstrengende Tage« gewesen. Am Montagabend seien viele Menschen »sehr traurig« gewesen. Nach Gesprächen und starker Unterstützung unter anderem durch die Gruppe »Kohle erSetzen!«, die am Mittwoch eine eigene Blockade abhielt, sei die Stimmung jetzt wieder wesentlich besser, erzählt Dresen, der sich im Bündnis »Alle Dörfer bleiben« engagiert.
Den Abriss der L277 bezeichnet Dresen als »Psychoterror«, der besonders die Keyenberger treffe. Denn in der Folge würde auch mehr Verkehr durch das Dorf rollen. »Der Konzern will die Menschen so unter Druck setzen«, meint Dresen. Eigentlich wäre nach seinen Angaben noch ein Jahr Zeit, bis die Straße abgerissen werden müsse. Doch wo am Sonntag noch Hunderte Menschen demonstrierten, ist die Asphaltdecke jetzt auf mehreren Kilometern komplett abgetragen. In etwa sechs Wochen soll der »Rückbau« abgeschlossen sein. Die Polizei hat angekündigt, die Arbeiten dauerhaft zu begleiten.
Entmutigen lassen wollen sich die Aktivisten dadurch nicht. »Das jetzt war der Auftakt für vielfältige Proteste, mit denen wir den Tagebau stoppen und die Dörfer erhalten werden«, sagt David Dresen entschlossen. Der Widerstand gehe in den nächsten Wochen weiter, an der Straße sei eine Dauermahnwache geplant.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.