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US-Abgeordnete Ocasio-Cortez prangert sexistische Beleidigung an
Mit einer beeindruckenden Rede wehrte sich die linke US-Politikerin gegen Beschimpfung durch Kongressabgeordneten
Washington. Mit einer eindrucksvollen Rede vor dem US-Repräsentantenhaus hat sich die bekannte linke US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez gegen die frauenfeindliche Beschimpfung durch einen republikanischen Kongressabgeordneten zur Wehr gesetzt. »Der Abgeordnete (Ted) Yoho hat mich vor Reportern - ich zitiere - eine 'verdammte Schlampe' genannt«, sagte Ocasio-Cortez bei ihrer Rede am Donnerstag (Ortszeit).
Bei der Konfrontation am Montag sei der Abgeordnete aus Florida auf Ocasio-Cortez zugegangen und habe ihre Haltung zu Kriminalität und Arbeitslosigkeit in ihrer Heimatstadt New York kommentiert, sagte Ocasio-Cortez. Er habe sie zunächst »ekelhaft«, »verrückt« und »gefährlich« genannt. Daraufhin habe sie ihn »unhöflich« genannt und sei weitergegangen. Danach sei die Beleidigung »fucking Bitch« gefallen.
Was ihr widerfahren sei, sei kein Einzelfall, sagte Ocasio-Cortez in ihrer emotionalen Rede vor dem Repräsentantenhaus. Daher danke sie Yoho, dass er der Welt gezeigt hat, dass selbst mächtige Männer, Männer mit Töchtern und verheiratete Männer, Frauen derart und ohne Reue beleidigen. Das Verhalten des 65-jährigen Republikaners beruhe auf der »Akzeptanz von Gewalt und gewalttätiger Sprache gegen Frauen«, sagte die mit 30 Jahren jüngste Kongressabgeordnete während ihrer zehnminütigen Rede. Solche Beschimpfungen seien typisch für ein Verhaltensmuster, das gegen Frauen gerichtet sei und zur Entmenschlichung anderer genutzt werde.
»Ich habe in Restaurants gekellnert. Ich habe Männer aus Bars hinausgeworfen, die eine Sprache wie die von Herrn Yoho verwendet haben«, sagte die Abgeordnete. Sie erwarte keine Entschuldigung von Yoho, denn sein Verhalten sei »symptomatisch für ein größeres Problem«. Yoho hatte sich am Vortag in einer Stellungnahme »für die abrupte Art des Gesprächs« entschuldigt, jedoch bestritten, die Parlamentskollegin mit einem »anstößigen Namen« beschimpft zu haben.
Ocasio-Cortez, die erstmals 2018 in den Kongress gewählt worden war, gilt als eine Leitfigur des linken Flügels der Demokraten und ist auch eine ausgesprochene Kritikerin des Präsidenten. Sie hat familiäre Wurzeln in Puerto Rico, geboren und aufgewachsen ist sie in New York. In ihrer Rede kritisierte die Politikerin auch US-Präsident Donald Trump: »Der Präsident der USA sagte mir letztes Jahr, ich solle in ein anderes Land zurückkehren, implizierend, dass ich nicht nach Amerika gehöre.«
Bei der Demokraten-Vorwahl Ende Juni war Ocasio-Cortez mit deutlicher Mehrheit mit rund 70 Prozent wiedergewählt worden. Ihre von Banklobbyisten finanzierte Gegenkandidatin erreichte nur 18 Prozent der Stimmen. Zuvor hatten einige moderate Demokraten geunkt, die Wahl von Ocasio-Cortez sei vielleicht nur ein »Unfall« gewesen und die Wähler würden es sich vielleicht beim nächsten Mal anders überlegen.
Stattdessen ist Ocasio-Cortez in den sozialen Medien zu einem Star geworden, die mit Twitter-Posts und Instagramstories Millionen Menschen erreicht. Direkt hinter Demokratenführerin Nancy Pelosi ist Ocasio-Cortez zudem nach Angaben der Transparenz-NGO Open Secrets seit ihrem Amtsantritt 2018 die zweitmeisten Wahlkampfspenden aller Demokraten im US-Repräsentantenhaus gesammelt. Während Pelosi – die seit 1987 Kongressabgeordnete ist – 14,2 Millionen Dollar einsammelte, darunter auch Spenden von Großunternehmen, warb Ocasio-Cortez in dieser »Kampagnensaison« 12,4 Millionen Dollar ein – 78 Prozent davon kamen von Kleinspendern. Agenturen/nd
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