- Politik
- Coronakrise
Mehr Kinder hungern in Corona-Zeiten
Bis Ende des Jahres droht zusätzlich 6,7 Millionen Mädchen und Jungen akute Mangelernährung
Akute Mangelernährung ist laut Unicef lebensbedrohlich. Betroffene Kinder seien zu dünn für ihre Körpergröße und hätten ein höheres Risiko zu sterben oder in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung zurückzubleiben. Laut Unicef waren 2019 schätzungsweise 47 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt. Humanitäre Hilfsorganisationen benötigen den Angaben nach 2,4 Milliarden US-Dollar (rund 2,0 Milliarden Euro), um Kinder und Mütter bis Ende des Jahres mit Ernährungsprogrammen zu unterstützen.
Die Coronakrise und damit einhergehende Beschränkungen werden im ersten Pandemiejahr UN-Schätzungen zufolge zum Hungertod von mehr als 10 000 Kindern pro Monat führen. Betroffen seien Regionen, die ohnehin unter Nahrungsmittelknappheit leiden, warnten die Vereinten Nationen am Montag. Vier UN-Behörden verwiesen in ihrer düsteren Prognose auf landwirtschaftliche Höfe mit kärglichen Erträgen, die von Märkten abgeschnitten seien, sowie auf Dörfer, die von Lebensmittel- und Medizinlieferungen nicht erreicht würden. Die zunehmende Mangelernährung werde Langzeitfolgen haben, hieß es. Aus individuellen Tragödien drohe damit eine Generationenkatastrophe zu werden.
Zusätzlich mehr als 550 000 Kinder seien jeden Monat vom sogenannten Wasting-Syndrom betroffen, teilten die UN mit. Dabei handelt es sich um Mangelernährung, die sich in spindeldürren Gliedmaßen und extrem aufgeblähten Bäuchen äußert. Das Wasting-Syndrom und Verkümmerung können bei einem Kind dauerhafte körperliche und psychische Schäden verursachen. »Die Auswirkungen der Covidkrise auf die Lebensmittelsicherheit werden sich noch in vielen Jahren zeigen«, sagte Francesco Branca, Chef für Ernährung bei der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Seit 1980 hat die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren stetig abgenommen. 2018 starben weltweit 5,3 Millionen Kleinkinder, etwa 45 Prozent dieser Tode seien auf Unterernährung zurückzuführen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.