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Hegelianer
Kabarettist Florian Schröder macht Feldversuch zur Meinungsfreiheit
Zur Aufgabe von Satire - oder Komik im Allgemeinen - gehört es, mit ätzendem Spott Kritik an den herrschenden Verhältnissen zu üben. Das ist der Job des Kabarettisten Florian Schröder. Ob er den gut oder schlecht macht, ist in diesem Moment egal, denn Schröder hat sich getraut (oder: hat es geschafft), was nur Wenigen gelingt. Er redete in der vergangenen Woche auf einer Anti-Coronamaßnahmen-Demo in Stuttgart den Pandemieleugnern ins Gewissen - und sie hörten zu.
»Ich komme aus dem Mainstream«, startete er seinen knapp zwölfminütigen Vortrag über Vernunft und Hegels Dialektik. Im Folgenden erläutert er den Anwesenden, warum Masketragen Pflicht ist, was das mit einer heraufziehenden Wirtschaftskrise zu tun hat und warum es zu Hegels Dialektik passt, dass solche Verschwörungstheorie-Festivals wie diese Demos in einer angeblichen »Meinungsdiktatur« stattfinden dürften. An den entscheidenden Stellen wird er ausgebuht (»Ich bin der Auffassung, dass Corona eine hochgefährliche, ansteckende Krankheit ist«), lässt sich davon aber nicht beirren und macht weiter.
Der 40-jährige Schröder, im Südwesten Baden-Württembergs aufgewachsen, übte sich bereits während des Germanistik- und Philosophiestudiums in Freiburg an Herrschaftskritik und ging gegen die Bologna-Hochschulreform mit seinen Kommiliton*innen auf die Barrikaden. Für Radikalismus war er allerdings nicht zu haben; das Unirektorat zu besetzen, erschien ihm sinnlos.
Und so tat der Mann, der dafür berühmt wurde, Politiker*innen nachzuäffen und im Jahr 2017 zusammen mit Peer Steinbrück auf Comedy-Tour ging, charmant, witzig und mutig das, was studierte Linksliberale eben so tun: die Verschwörungsdeppen mit Hegels Hilfe mal ordentlich lächerlich machen. Das war sehr unterhaltsam, Verantwortungsethikern bleibt zu hoffen: Es hat auch was gebracht.
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