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Polizei in Minsk geht erneut gewaltsam gegen Demonstranten vor
Proteste am dritten Abend in Folge nach Lukaschenkos umstrittenem Wahlsieg
Brüssel. Nach dem umstrittenen Wahlsieg des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko sind in der Hauptstadt Minsk am dritten Abend in Folge die Sicherheitskräfte gewaltsam gegen regierungskritische Demonstranten vorgegangen. Polizisten feuerten am Dienstag Blendgranaten ab und schossen mit Gummikugeln auf Protestierende, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Demonstranten hatten Barrikaden errichtet und den Verkehr blockiert.
Nach Angaben von AFP-Reportern ging die Polizei auch gezielt gegen Pressefotografen vor. Beamte zogen Speicherkarten aus deren Kameras und zerstörten Objektive. Friedliche Demonstranten ließen unterdessen weiße Flaggen wehen und trugen weiße Armbänder. Mit der Farbsymbolik brachten sie ihre Unterstützung für die oppositionelle Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja zum Ausdruck, die in Litauen Zuflucht gesucht hat.
Bei den Protesten seit der Wahl am Sonntag wurden tausende Menschen festgenommen. Nach Angaben des Innenministeriums gab es allein am Sonntag und Montag insgesamt rund 5000 Festnahmen. Sicherheitskräfte haben dabei nach eigener Darstellung auch angebliche Organisatoren der Demonstrationen festgenommen. Sie hätten einen von ihnen in einem Hotel entdeckt und abgeführt, meldete die Staatsagentur Belta am Mittwochmorgen in Minsk ohne Details zu nennen. Der Mann soll von dort aus Protestteilnehmer angeleitet haben. Auch zwei russische Journalisten sollen demnach festgenommen worden sein.
Zudem wurden dutzende Menschen verletzt. Auch gab es einen Todesfall. Ein Demonstrant wurde am Montag durch einen Sprengsatz getötet. Laut Regierungsangaben hatte der Mann den Sprengsatz auf die Polizei werfen wollen. Dieser sei jedoch in seinen eigenen Händen explodiert. Am Dienstag legten Demonstranten Blumen und weiße Bänder an der Stelle ab, wo der Mann gestorben war. Auch zündeten sie dort Kerzen an.
Laut dem amtlichen Wahlergebnis hatte der seit 26 Jahren autoritär Lukaschenko mehr als 80 Prozent der Stimmen geholt. Auf Tichanowskaja, bei deren Wahlkundgebungen großer Andrang geherrscht hatte, sollen demnach lediglich knapp zehn Prozent entfallen sein.
Die Opposition und andere Regierungskritiker prangerten massive Wahlmanipulationen an. Die EU drohte der Führung in Minsk mit Sanktionen. Die Wahl sei »weder frei noch fair« gewesen, erklärte am Dienstag der Außenbeauftragte Josep Borrell im Namen der 27 Mitgliedstaaten.
In einer Videobotschaft begründete Tichanowskaja ihre Flucht nach Litauen mit ihren beiden kleinen Kindern. »Ich dachte, dass dieser Wahlkampf mich wirklich gestählt hätte und mir die Kraft gegeben hätte, alles durchzustehen. Aber ich bin offenbar die schwache Frau geblieben, die ich am Anfang war«, sagte die 37-Jährige. Sie hatte sich kurzfristig um das Präsidentenamt beworben, nachdem ihr Mann, der bekannte Blogger Sergej Tichanowski, von der Wahl ausgeschlossen und inhaftiert worden war.
Demonstranten in Minsk zeigten Verständnis für Tichanowskajas Flucht. In Litauen sei sie sicher, sagte der Ingenieur Jakow zu AFP. Der 51-Jährige betonte zugleich, dass weder die Flucht der Oppositionskandidatin noch das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte die Proteste aufhalten könnten. »Unser Ziel ist, das Lukaschenko-Regime zu stürzen«, sagte er. Agenturen/nd
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