Die Natur hat immer recht

Markus Drescher über Containern, Kapitalismus und Klima

Eines der Merkmale des Kapitalismus ist der Überfluss. Das heißt dann Auswahl. Alles, was vom Verbraucher nicht ausgewählt wurde, landet aber auf dem Müll, wird freigegeben zur Vernichtung. Das ist legal. Noch Verwertbares, etwa Lebensmittel, davor zu retten, ist es nicht - und heißt Diebstahl. So will es der Gesetzgeber und so hat es das Bundesverfassungsgericht bestätigt. Rechtlich bleibt das Containern damit eine zu verfolgende Straftat.

Nun gut, Recht bekommen und recht haben sind bekanntlich zwei verschiedene Dinge und Legalität allein sagt noch nicht viel über Legitimität aus. So ist das Urteil aus Karlsruhe zunächst zwar eine juristische Niederlage für diejenigen, die Obst, Gemüse oder was auch immer aus dem Abfall fischen und auftischen, weil sie nicht hinnehmen wollen, dass gutes Essen verschwendet wird, dass volle Müllcontainer wie selbstverständlich zum System gehören, dass wertvolle Ressourcen in die Tonne getreten werden.

So ist das Urteil eben nicht mehr als die höchstrichterliche Bewertung der derzeitigen Gesetzeslage - die aber ist nicht unumstößlich. Anders als die Tatsache, dass die natürlichen Ressourcen des Planeten Erde endlich sind und die klimatischen Veränderungen die Menschheit und damit auch den deutschen Gesetzgeber dazu zwingen werden, die Verschwendung von Wasser, Boden und Energie möglichst effizient zu unterbinden.

Letztlich wird auch die Frage, ob Containern nun legal oder illegal sein sollte, nicht mehr sein als eine Randnotiz des kapitalistischen Abwehrkampfes im Zeichen der systemimmanenten Verschwendung wider die Schonung der Natur. Letztere hat am Ende nämlich immer recht - und fordert zunehmend vehement ein, endlich auch recht zu bekommen. Anders als den Leuten, die containern gehen, wird man ihr dies nicht verwehren können.

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