Werbung

Mindestens 45 Tote bei Untergang von Flüchtlingsschiff vor Libyen

UN-Flüchtlingshilfswerk kritisiert inakzeptablenVerzögerungen und ausbleibende Hilfeleistung der Staatengemeinschaft

  • Lesedauer: 2 Min.

Genf. Bei der bislang schlimmsten Havarie eines Flüchtlingsschiffes vor der libyschen Küste in diesem Jahr sind nach UN-Angaben in dieser Woche mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien fünf Kinder, teilten das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch in Genf mit. 37 Menschen seien bei dem Unglück am Montag vor dem libyschen Hafen Swara von Fischern gerettet worden.

Der Motor des Schiffes, mit dem die Flüchtlinge das Mittelmeer zu überqueren versucht hatten, war nach Angaben der beiden UN-Organisationen explodiert. Das Schiff ging daraufhin unter. Die Überlebenden stammen demnach überwiegend aus Mali, dem Senegal und dem Tschad. Sie seien bei ihrer Rückkehr nach Libyen von den dortigen Behörden festgenommen worden.

»Wir befürchten, dass viele Menschenleben verloren gehen, wenn die Rettungskapazität nicht erhöht wird«, schrieb der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Charlie Yaxley, auf Twitter. Nichtregierungsorganisationen sollten uneingeschränkt arbeiten dürfen.

»Wir fordern die Staaten nachdrücklich auf, rasch auf diese Zwischenfälle zu reagieren und den auf See geretteten Menschen systematisch einen berechenbaren Hafen der Sicherheit zur Verfügung zu stellen«, schrieben IOM und UNHCR. In den vergangenen Monaten sei es immer wieder zu inakzeptablen Verzögerungen und ausbleibender Hilfeleistung gekommen. Das gefährde unnötig Menschenleben. IOM-Sprecherin Safa Msehli erinnerte die Staaten daran, dass sie nach dem Völkerrecht verpflichtet sind, Zivilisten zu schützen.

Die Gesamtzahl der registrierten Todesopfer in diesem Jahr bei der gefährlichen Überfahrt von Flüchtlingsschiffen von Libyen aus in Richtung EU stieg nach Angaben der UN-Organisationen auf 302. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer sei aber wahrscheinlich deutlich höher.

Libyen ist zu einem wichtigen Transitland für Migranten geworden, die vor Krieg und Armut nach Europa fliehen wollen. In dem Land herrscht seit dem mit westlicher Hilfe erfolgten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkrieg. Die meisten Migranten wagen die gefährliche Überfahrt nach Europa in seeuntüchtigen Gummibooten. Tausende wurden abgefangen und nach Libyen zurückgebracht. Agenturen/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!