Iren unter Verdacht
Mit Razzien und Festnahmen haben Ermittler Neue IRA im Visier
Im Rahmen der laufenden Operation »Arbacia« des britischen Geheimdienstes MI5 und der nordirischen Polizei PSNI gegen Mitglieder der linksrepublikanischen irischen Partei Saoradh und der Neuen IRA gab es in den vergangenen Tagen weitere Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.
Neun festgenommene Personen im Alter zwischen 26 und 50 Jahren werden derzeit von den Behörden in Nordirlands Hauptstadt Belfast verhört. Wegen IRA-Mitgliedschaft, Waffen- und Sprengstoffbesitz sowie der Planung von Terroranschlägen wurde gegen fünf Männer und zwei Frauen bereits Anklagen erhoben, die gegen zwei weitere Männer stehen noch aus. Die Festgenommenen stammen aus Derry sowie den Grafschaften Tyrone und Armagh in Nordirland.
Am Donnerstag hatte die Polizei die vier Parteibüros von Saoradh in Nordirland durchsucht. Ein Mitglied der Partei wurde in Glasgow verhaftet und sein Haus durchforscht. Er kam ohne Anklage wieder frei. Am Samstag wurde ein 62-jähriger, in Schottland lebender Palästinenser am Flughafen Heathrow in London verhaftet. Von der schottischen Polizei wurde sein Haus in Edinburgh durchsucht. Im November 2019 hatte er auf dem Parteitag von Saoradh in der nordirischen Stadt Newry eine Grußadresse aus Palästina verlesen. Ihm wird vorgeworfen, Kontakte zwischen der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und der Neuen IRA aufgebaut zu haben. Die PFLP steht seit Juni 2014 in Großbritannien auf einer Liste verbotener Terrororganisationen.
Die »Sunday Times« zitierte einen PSNI-Sprecher damit, dass die Operation noch im Gange weitere Verhaftungen von republikanischen Aktivisten geplant seien. Wie »die Irish News« berichtete, wirken an der Operation 500 Beamte in Irland und Großbritannien mit. »Arbacia« war monatelang vorbereitet worden. Am Wochenende wurde bekannt, dass ein britischer Agent mehrere Jahre lang Saoradh und die Neue IRA infiltriert hat. Er soll sich nun in einem Zeugenschutzprogramm befinden. Der ursprünglich aus Schottland stammende Mann lebte in Belfast und war im November 2019 in die nationale Leitung von Saoradh gewählt worden. Zugleich war er in der Neuen IRA aktiv und organisierte in der Grafschaft Tyrone für deren Führung zwei Treffen in angemieteten Ferienhäusern, die vom britischen Geheimdienst MI5 abgehört wurden. Im Anschluss sammelte der Dienst DNA-Proben von Teetassen und Zigarettenstummeln. Neben umfangreichem Audio- und Videomaterial basieren die Anklagen auf diesem Beweismaterial.
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