Maskenmarathon gegen Maskensünder

Birthe Berghöfer über die verschärften Kontrollen zur Einhaltung der Maskenpflicht

Es ist ein erschreckend langlebiges und leidiges Streitthema, das mit den Masken. Zunächst nur eine Empfehlung, hat sich der Mund-Nasen-Schutz als effektiv im Kampf gegen das Coronavirus herausgestellt und wurde vielfach zur Pflicht. In Bussen und Bahnen sowie an Bahnhöfen muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, ansonsten droht teilweise ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro. Doch weiterhin verweigern viele das Tragen einer Maske.

Gut also, dass die Deutsche Bahn und das Verkehrsministerium in Nordrhein-Westfalen mit Großkontrollen und mehr Sicherheitskräften an Bahnhöfen verstärkt gegen Maskenverweigerer vorgehen will. Ob solche Maßnahmen auch eine nachhaltige Veränderung des Verhaltens bedeuten, ist fraglich. Der jährliche Blitzmarathon der Polizei mag kurzzeitig viele Verkehrssünder abkassieren, Studien zufolge haben solche Kontrollen jedoch keinen anhaltenden Effekt für die Sicherheit auf den Straßen.

Im Fall der angekündigte Kontrollen kommt hinzu, dass die wenigsten der Maskenverweigerer tatsächlich ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs sind. Weit verbreiteter ist das Tragen eines »Mund-Schutzes«, bei dem die Nase allerdings weiter raus hängt. Oder auch der völlig sinnlose »Kinn-Schutz«. In beiden Fällen lässt sich die Maske schnell wieder hoch ziehen und der Schutz vor Bußgeld ist gewährt. Der Schutz der Mitreisenden vor Covid-19 leider nicht.

Wie die Deutsche Bahn erklärte, soll es bis zum 1. September regelmäßige Kontrollen in 120 Zügen geben. Ob bei diesen Kontrollen so viele Sünder erwischt werden, bleibt allerdings zweifelhaft. Zumindest ein Trick der Maskenverweigerer ist bereits aufgeflogen: rer »Toiletten-Trick«. Er verspricht wenig Erfolgschancen, dafür aber einige Minuten Atemfreiheit für mehr oder weniger frische Luft. Dem AfD-Politiker Stephan Brandner scheint dies auf seiner Fahrt im ICE Berlin-Rügen vor wenigen Tagen wert gewesen zu sein.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!