Ausgestoßener
Der ehemalige Oberbefehlshaber der Armee der Serbischen Republik in Bosnien muss sich vor dem Jugoslawien-Tribunal verantworten. Der Vorwurf: Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Beides wird von Ratko Mladics Verteidigern abgestritten, sie fordern stattdessen die Entlassung ihres gesundheitlich schwer angeschlagenen Mandanten.
Der am Dienstag begonnene Berufungsprozess wurde von Mladic angestrebt, der sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert hat; auch die Anklage wollte sich nicht mit dem im November 2017 erfolgten Richterspruch zufrieden geben. Damals wurde der Offizier wegen »kriminellen Unternehmungen« während des Bosnienkriegs zwischen 1992 und 1995 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
In Serbien interessiert der Prozess mittlerweile kaum noch jemanden. Den Haag ist weit weg, der Krieg lange her. Das ändert aber nichts daran, dass der 77-Jährige von rechten Gruppen in seiner Heimat als Held verehrt wird. Sein Konterfei wurde zu einem Teil der Popkultur, irgendwo zwischen Kitsch und Provokation. Man findet es auf T-Shirts, die in der Belgrader Innenstadt Touristen zum Kauf angeboten werden.
Lange umgab eine Art Mythos die Person Mladic, bis er am 26. Mai 2011 vom Geheimdienst mitten in Serbien aufgespürt, verhaftet und binnen einer Woche nach Den Haag ausgeliefert wurde. Diejenigen, die zuvor ihre Hände schützend über ihn hielten, hatten sein Versteck preisgegeben. Serbien wollte in die Europäische Union, Mladic war ein Geschenk an Brüssel.
Die westlichen Finanziers des Den Haager Tribunals brauchen die Bilder der serbischen Angeklagten, denen die Schuld an den zahllosen Verbrechen während der blutigen Bruderkriege gegeben wird, um von ihren eigenen Verstrickungen bei der Zerstörung Jugoslawiens abzulenken. Deswegen geht es im Fall Mladic bis heute nicht um juristische Aufarbeitung, sondern um Siegerjustiz.
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