Corona schlägt EDDI - nicht!
Der Berliner Kabarettpreis wird auch in diesem Jahr vergeben
Wussten Sie, dass der Berliner Kabarettpreis DER EDDI der zweitälteste Kabarettpreis der Bundesrepublik ist? Er wird in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen. Der Preis wurde 1981 erstmals ausgelobt - von dem Grafiker Heinz Behling und dem bekannten und beliebten Kabarettisten und Satiriker Edgar Külow (1925-2012), der als Namensschöpfer fungierte. Die Philosophie der EDDI-Verleihung bestand seinerzeit in der Ehrung sogenannter »Nichtwürdenpreisträger« der DDR, das heißt von Künstlern aller Genres, die von großen staatlichen und politischen Auszeichnungen vorsätzlich verschont blieben.
Um die Distanz zu den üblichen offiziellen Zeremonien und Feierlichkeiten zu wahren, wurde die Verleihung des EDDI seit 1981 jeweils an einem Freitag, dem 13. anberaumt - unter Zuhilfenahme eines Kastens Berliner Bier als unabdingbarer Bestandteil des Prozedere. Dadurch erhöhten sich der Wert des Preises und der Spaß aller Beteiligten um ein Vielfaches. Nicht zuletzt für die damaligen Preisträger, zu denen bekannte Namen der DDR-Kabarett- und Satire-Szene gehörten wie Werner Trögner, Heinz Kahlow, Jürgen Kieser, Peter Bause und Ernst Röhl.
Gästen, die bereits Karten für die Veranstaltung zur Preisverleihung erworben haben, bietet der Verein DER EDDI drei Möglichkeiten:
- Rückerstattung des Ticketpreises oder
- Kompensation des Ticketpreises durch den Erwerb einer DVD von der Preisverleihung oder
- den Ticketpreis zur Unterstützung des gemeinnützigen Vereins DER EDDI zu spenden.
Diejenigen, die ein oder mehrere Tickets im nd-Shop gekauft hatten und sich noch nicht gemeldet haben, wenden sich bitte am besten per Mail (shop@nd-online.de) oder telefonisch unter 030-29 78 17 77 an uns.
Hoffen wir, dass sich das Coronavirus bald »verzieht« und die »EDDI«-Preisverleihung 2021 wieder im gewohnten Rahmen stattfinden kann.
Seit dem Jahr 2013 wird das aufständische und gesellschaftspolitisch unabhängige Verhalten im politischen Wortkabarett entgegen allen Konventionen auch mithilfe verschiedener Partner wieder belohnt: Der vom gemeinnützigen Verein Berliner Kabarettpreis DER EDDI ausgelobte Preis ging seitdem an auch durch Funk und Fernsehen bekannte Satirikerinnen und Satiriker. Michael Hatzius, Simone Solga, Uwe Steimle, Thomas Freitag, Christian Ehring, Christine Prayon und im letzten Jahr das Ensemble des Kabarett-Theaters »Distel« waren stolz, diese Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen.
Für 2020, das Jubiläumsjahr »30 Jahre Deutsche Einheit«, beschlossen der EDDI-Verein und eine unabhängige Jury, den Poeten, Musiker und Kabarettisten Marco Tschirpke zu ehren und - poetisch-musikalisch zu Wort kommen zu lassen. Der Berliner Marco Tschirpke ist seit 2003 mit seinen Soloprogrammen auf vielen Kabarettbühnen des Landes erfolgreich unterwegs. Bei Liveauftritten begleitet sich Tschirpke selbst am Klavier, bevorzugt auf seinen CD-Veröffentlichungen aber größere Arrangements. Nach eigener Auskunft liegt der Schwerpunkt seiner Aktivitäten jenseits der Kabarettbühne, »in der Vertonung der Gedichte von Peter Hacks und in der Nichtvertonung der Gedichte von Günter Grass«.
Nun haben es Publikumsveranstaltungen in diesem Jahr allerdings schwer. Das Coronavirus hat, verbunden mit umfangreichen Hygieneauflagen, fast allen Veranstaltern einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht. Man mag das bedauern. Aber die Gesundheit aller potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Veranstaltungen geht vor. Und leider hat es auch die EDDI-Verleihung erwischt: Marco Tschirpke sollte am 2. Oktober im Kulturhaus Karlshorst in Berlin den Preis vor zahlreichem Publikum erhalten. Schweren Herzens musste der EDDI-Verein mitteilen, dass die diesjährige Preisverleihung wegen der hohen Corona-Hygieneauflagen nicht vor Publikum stattfinden kann. So weit, so schade.
Die gute Nachricht aber: Sie können die von Dr. Dagmar Enkelmann, Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, moderierte und vom Lichtenberger Stadtbezirksbürgermeister Michael Grunst vorgenommene Preisverleihung trotzdem direkt verfolgen - über einen Livestream, der am 2. Oktober ab 18 Uhr im Internet übertragen wird. Nähere Informationen dazu teilen wir in den nächsten Wochen über Anzeigen in dieser Zeitung mit und werden auch auf der Internetseite des Vereins www.berliner-kabarett.de veröffentlicht. Darüber hinaus wird die Preisverleihung aufgezeichnet und im Nachgang als DVD zur Verfügung gestellt.
Der Verein hat es sich mit dieser Entscheidung nicht leicht gemacht und bedauert sie sehr. Aber im Interesse der Gesundheit aller Beteiligten und Gäste sah er sich dazu gezwungen. oko
Livestream: 2. Oktober 2020, 18 Uhr auf www.nd-aktuell.de
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