Chaos in der Wäscheversorgung

Im größten Krankenhaus Schleswig-Holsteins gibt es Arbeitskleidung, die weder blickdicht, noch in allen Größen vorhanden ist.

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist mit seinen beiden Standorten in Kiel und Lübeck und etwa 14 500 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in dem nördlichen Bundesland und einziger medizinischer Maximalversorger dort. Im vergangenen Jahr bekam die Klinik in Kiel einen hochmodernen, über 320 Millionen Euro teuren Neubau.

Während bei der Ausstattung mit Hightech offenbar geklotzt wird, zuletzt machte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Bild von dieser, hapert es an der Versorgung mit Arbeitskleidung. Seit April hat das Ärgernis darüber dem Thema Corona den Rang abgelaufen. In einem Personalratsschreiben ist von »Chaos in der Wäscheversorgung« die Rede. Insbesondere Krankenpflegerinnen klagten darin, dass die Dienstkittel durchsichtig sind und die getragene Unterwäsche durchschimmert.

Außerdem ist das Personal wegen fehlender kleiner Kleidergrößen häufig dazu gezwungen, größere Oberteile anzuziehen. Das wiederum führt dazu, dass geweitete Ausschnitte im Brustbereich oder größere Ärmelweiten zu unliebsamen intimen Einsichten führen. Zitiert wird in dem Schreiben eine Mitarbeiterin, die sich dadurch »beschämt und gedemütigt« fühle. Zugleich wird auf eine Zunahme sexueller Anzüglichkeiten auf dem Campus verwiesen. Betroffen von den beklagten Missständen ist aber auch ärztliches Personal.

Die Gewerkschaft Verdi spricht von unzumutbaren Zuständen und einem Managementdefizit. Besonders empört hat die Arbeitskräfte ein Vorschlag der Personalabteilung des UKSH über eine einmalige Sonderzahlung, damit sich die Beschäftigten selbst weiße T-Shirts oder Leggins anschaffen könnten. Seither kursiert unter Mitarbeiterinnen der Spruch von »Zuschlägen für Nacktarbeit«. Der Beschaffungsauftrag für die Arbeitskleidung war europaweit ausgeschrieben. Eine Firma aus Niedersachsen, die vorher bereits das UKSH beliefert hatte, bekam im vergangenen Sommer den Zuschlag.

Das Klinikum räumt mittlerweile das Bekleidungsärgernis ein und kann nach Angaben einer Sprecherin auch den Unmut nachempfinden. Bisher habe es aber aus anderen Einrichtungen, die ebenfalls Kunden der Lieferfirma seien, darunter die Uniklinik in Greifswald, in dieser Hinsicht keinerlei Beschwerden gegeben. Zugesagt wurde dem UKSH-Personalrat immerhin die Bestellung größerer Mengen an kleineren Kleidergrößen. Außerdem solle künftig die Möglichkeit bestehen, von der Farbe Weiß auf Dunkelblau zu wechseln, »analog zum Campus Lübeck«, wie das Klinikum betont.

Zynisch klingt allerdings der Hinweis, dass sich ein neues Wäschestück naturgemäß anders anfühle als ein mehrfach gewaschenes Wäschestück und »die Fasern durch mehrfache Waschvorgänge erfahrungsgemäß dichter« würden. Schließlich wird den Beschäftigten vorgehalten, sogar selbst zum Problem nicht ausreichender kleiner Größen beizutragen: indem nämlich getragene Wäsche zu spät wieder in den Reinigungs- und Wiederausgabekreislauf des UKSH zurückgegeben werde.

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