- Politik
- Polizeigewalt in den USA
US-Justiz untersucht Tod von Schwarzem nach Polizeieinsatz im Staat New York
Präsidentschaftskandidat Biden trifft Familie von Jacob Blake in Wisconsin
New York. Die Justiz des US-Bundesstaats New York hat eine Untersuchung zu einem weiteren Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner eingeleitet. Die sieben an dem Einsatz beteiligten Beamten in der Stadt Rochester wurden laut Medienberichten vom Donnerstag vom Dienst suspendiert. Präsidentschaftskandidat Joe Biden telefonierte unterdessen mit dem Schwarzen Jacob Blake, der in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin durch Polizeischüsse in den Rücken schwer verletzt worden war, und traf auch dessen Familie.
Am Times Square in der Millionenmetropole New York forderten am Donnerstagabend (Ortszeit) mehrere hundert Demonstranten, dass die Verantwortlichen für den Tod des Afroamerikaners Daniel Prude in Rochester zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Gouverneur Andrew Cuomo nannte die jetzt veröffentlichten Videoaufnahmen des Einsatzes »tief verstörend«. Zugleich bekundete der Gouverneur sein »volles Vertrauen«, dass durch die von Generalstaatsanwältin Letitia James eingeleitete Untersuchung »der Gerechtigkeit Genüge getan« werde. James selber sagte, der Fall Prude zeige ein Versagen der Behörden.
Der Polizeieinsatz gegen Prude datiert auf den 23. März zurück und wurde erst jetzt durch das Video von der Körperkamera eines Polizisten bekannt. Darin ist zu sehen, wie Prude nackt und unbewaffnet auf einer Straße liegt. Der Afroamerikaner wird zunehmend aufgeregter, nachdem die Beamten ihm Handschellen angelegt haben.
Weiter ist zu sehen, dass Prude eine Spuckhaube aufgesetzt wird, ein Beamter drückt dann seinen Kopf auf den Boden. Der 41-Jährige verlor das Bewusstsein und starb eine Woche später im Krankenhaus. Laut Lokalmedien kam die Autopsie zu dem Schluss, dass es sich um ein Tötungsdelikt gehandelt habe. Zu dem Einsatz gerufen worden war die Polizei von Prudes Bruder. Dieser sagte, er habe die Polizei wegen psychischer Probleme seines Bruders gerufen.
Präsidentschaftskandidat Biden telefonierte während seines Besuchs in Wisconsin mit dem Afroamerikaner Jacob Blake, dem ein weißer Polizist in Kenosha sieben Mal in den Rücken geschossen hatte. Bei dem etwa viertelstündigen Telefonat habe Blake gesagt, »dass er nicht aufgibt, (..) ob er wieder wird laufen können oder nicht«, teilte der Ex-Vizepräsident mit.
Bidens Reise nach Kenosha folgte zwei Tage nach einem umstrittenen Besuch von Präsident Donald Trump in der Stadt. Auf dem Weg traf der 77-Jährige am Flughafen von Milwaukee Blakes Vater und die drei Geschwister des Niedergeschossenen. Biden telefonierte während dieser Treffen mit Jacob Blake selbst, der weiterhin im Krankenhaus liegt.
Der Anwalt der Familie, Ben Crump, erklärte anschließend, Biden und seine Frau Jill hätten den Blakes rund anderthalb Stunden gewidmet. Die Familie sei »sehr beeindruckt«, dass die Bidens bereit gewesen seien, »wirklich zuzuhören.«
In einer Kirche in Kenosha traf Biden anschließend Behördenvertreter, Bewohner und Geistliche. Der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten versprach dabei, »institutionellen Rassismus« bekämpfen zu wollen. Trump warf er vor, Rassismus zu »legitimieren«.
Ein weißer Polizist hatte Blake am 23. August in Kenosha durch sieben Schüsse in den Rücken schwer verletzt. Der 29-jährige Familienvater ist derzeit von der Hüfte abwärts gelähmt. Der Fall löste Demonstrationen aus, die teilweise in Gewalt ausarteten. Am Rande der Proteste wurden in der vergangenen Woche zwei Menschen erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-jähriger Weißer festgenommen.
Trump hatte Blakes Familie bei seinem Besuch am Dienstag nicht getroffen und Jacob Blakes Namen nicht erwähnt. Der Republikaner nutzte den Besuch zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl vielmehr, um sich erneut als »Präsident von Recht und Ordnung« in Szene zu setzen. Ausschreitungen am Rande der Proteste bezeichnete er als »Inlandsterrorismus«. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.