Kampf um den Danni

Holzfäller sollen am Dannenröder Wald für die A49 Platz schaffen. Linke wollen das verhindern

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Protestbewegung gegen die Rodung des Dannenröder Forsts in Hessen findet auch im Hessischen Landtag Unterstützer. So wird die Linksfraktion am Dienstag ihre wöchentliche Sitzung nicht im historischen Gemäuer des Wiesbadener Landesparlaments, sondern in dem von der Fällung betroffenen Waldstück im nördlichen Vogelsbergkreis abhalten.

Das von Umweltschützern und Klimaaktivisten liebevoll als »Danni« bezeichnete Waldstück liegt mitten in Hessen und der Bundesrepublik. Hier sollen nach den Planungen der Behörden demnächst Holzfäller mit schwerem Gerät und Motorsägen anrücken und Platz schaffen für den Bau eines gut 37 km langen »Lückenschlusses« der schon vor Jahrzehnten konzipierten Autobahn A49. Kassel soll so mit Mittelhessen verbunden und südlich des Waldgebiets bei Gemünden (Vogelsbergkreis) an die Autobahn A5 angeschlossen werden. Die Linksfraktion will sich vor Ort über den Widerstand gegen den Weiterbau der Autobahn informieren und mit Vertretern der Initiative »Aktionsbündnis Keine A 49!« und Menschen reden, die hier mit Hüttendörfern und Camps seit Wochen den Wald besetzen und tägliche eine Mahnwache abhalten.

Neben 85 Hektar Wald im »Danni« und zwei weiteren nahen Wäldern sollen für die Autobahntrasse weitere 25 Hektar Wald bei Stadtallendorf (Kreis Marburg-Biedenkopf) gerodet werden, die nach einer EU-Richtlinie als schutzwürdiges Fauna-Flora-Habitat gelten. Insgesamt wären 80 000 Bäume todgeweiht. Der über 300 Jahre alte »Danni« ist aber nicht irgendein kränkelndes deutsches Waldstück mit todkranken Bäumen. Er ist ein Mischwald mit imposanten Buchen- und Eichenbeständen, mit Hainbuchen, Eiben, Wildkirschen, Ulmen und anderen seltenen Baumarten und gilt bis zur Stunde als Vorzeigeprojekt einer nachhaltigen und klimastabilen Waldentwicklung. Trotz Dürresommern ist »Danni« bislang noch relativ gesund.

Nun soll nach dem Willen der Planer eine 460 Meter lange und 30 Meter hohe Autobahnbrücke im Zuge der A49 unweit der Ortschaft Niederklein ein Trinkwasserschutzgebiet im Gleental überqueren. Hier dürfen bislang Nutztiere wegen drohender Verunreinigung nicht grasen und Menschen nicht kampieren. Demgegenüber sollen beim Bau Pfeiler zur Abstützung der neuen Brücke 35 Meter tief in der Erde verankert sein und damit das Grundwasser direkt berühren. »Die Pfeiler sollen in unmittelbarer Nähe von Wasserpumpen gründen und gefährden damit die Trinkwasserversorgung für rund 500 000 Menschen in Mittelhessen sowie weitere Einwohner im fernen Rhein-Main-Gebiet«, heißt es warnend in einem Offenen Brief der Linksfraktion. Schon die anhaltenden Dürresommer hatten der Region Probleme mit der Wasserversorgung bereitet. So musste der Bürgermeister von Ulrichstein (Vogelsbergkreis) mehrfach Tankwagen für die örtliche Wasserversorgung ordern.

Der Offene Brief ist an Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir und Umweltministerin Priska Hinz (beide Grüne) gerichtet und fordert die beiden Kabinettsmitglieder aus der einstigen Ökopartei auf, sich für ein sofortiges Bau-Moratorium einzusetzen. »Baurecht bedeutet nicht Baupflicht. Statt Milliarden für eine in Zeiten des Klimawandels unsinnige Autobahn auszugeben, wären diese Mittel besser in einer Verkehrswende aufgehoben, die die Schiene und den Öffentlichen Nahverkehr voranbringen«, so das Schreiben im Wortlaut.

Die Landes-Grünen hatten sich jahrelang gegen umstrittene Autobahnausbauprojekte wie die A49 und die A44 zwischen Kassel und Eisenach ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag mit der CDU für die laufende Legislaturperiode gaben sie dann jedoch, zum Verdruss der regionalen Grünen-Kreisverbände rund um den »Danni«, dafür grünes Licht. Die Kritiker des »Planungs-Dino A49« und die hessische Linksfraktion verwiesen darauf, dass schon in den 1990er Jahren die damalige rot-grüne Landesregierung eine Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag gegeben habe. Darin werden der Trasse quer durch den »Danni« schwerste Konflikte mit dem Umweltschutz bescheinigt. Leider hätten die Behörden umweltfreundlichere Alternativen zur A49 wie Umgehungsstraßen für lärmgeplagte Ortschaften und einen Ausbau bestehender Landes- und Bundesstraßen ignoriert, so die Initiativen. Sie haben im »Dannenröder Appell« von 2019 mögliche konkrete Alternativmaßnahmen aufgelistet.

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