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Zwangssterilisationen an Einwanderinnen in US-Auffanglager
Whistleblowerin erhebt Vorwürfe, dass Migrantinnen ohne ihr Wissen sterilisiert wurden
Die Vorwürfe der Krankenschwester Dawn Wooten sind ungeheuerlich - sie decken einen schwerwiegenden medizinischen Missbrauch auf. Mehreren Einwanderinnen in einem US-amerikanischen Internierungslager wurden anscheinend ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung die Gebärmutter teils oder vollständig entfernt.
Ein Grund für die vielen Gebärmutterentfernungen sei auch die Sprachbarriere und der daraus folgende Mangel an »angemessen informierter Einwilligung«. Wooten beklagt in diesem Zusammenhang den Mangel an Dolmetscher*innen und berichtete, dass Hilfsschwestern oft nur über den Google-Übersetzer spanisch sprechende Patient*innen über ihre Behandlung aufklären konnten. Die Insass*innen dieses Lagers kommen zum Großteil aus Zentral- und Südamerika. Verantwortlich für die Geschehnisse im »Irwin County Detention Center« im US-Bundesstaat Georgia ist die staatliche Einwanderungs- und Zollbehörde »ICE« (US Immigrations and Customs Enforcement).
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Bis zu 20 Frauen wurden Opfer der Zwangssterilisation
Noch ist unklar, wie viele Frauen genau Opfer dieser Zwangssterilisationen wurden. Der Frauenarzt, der diese Eingriffe vorgenommen haben soll, sei nach Aussagen von Wooten »ein Gebärmuttersammler«. Sie und andere Hilfsschwestern behaupten, dass fast »jeder seiner Patientinnen die Gebärmutter entfernt wurde«. Wooten geht insgesamt von bis zu 20 Frauen aus, denen in den letzten sechs Jahren die Gebärmutter entfernt wurde: »Er entleert sie und nimmt ihnen alles raus - die Eierstöcke oder die Gebärmutter«.
Der beschuldigte Arzt wurde als ein in Douglas, Georgia niedergelassener Gynäkologe identifiziert. Gegenüber der publizistischen Website »The Intercept« erklärte er, in den letzten zwei bis drei Jahren nur zwei Gebärmuttern entfernt zu haben und bezeichnete die Anschuldigungen als rufschädigend. Auf die Frage, ob diese Operationen im Lager stattfanden, verweigerte er eine Antwort.
Eine Insassin des Lagers berichtete von fünf Frauen, denen zwischen Oktober und Dezember 2019 der Uterus entfernt wurde. Laut ihrer Aussage reagierten diese Frauen »verwirrt«, als sie über ihre Operationen berichteten. Sie bezeichnet das Lager als ein »experimentelles Konzentrationslager, wo mit den Körpern der Insass*innen medizinische Versuche angestellt werden«. Eine andere Insassin berichtet, der Gynäkologe habe wütend und verärgert reagiert, als sie die Gebärmutterentfernung verweigerte. Viele Frauen fühlten sich gezwungen, den Arzt zu konsultieren, da er der einzige diensthabende Gynäkologe des Lagers war. Auch beklagten viele die »raue Behandlung« bei gynäkologischen Untersuchungen und eine ehemalige Insassin erzählt, dass sie lieber abgeschoben werden wollte, als durch seine Behandlung sterilisiert zu werden.
Am Montag hatte die humanitäre Organisation »Project South« zusammen mit anderen Menschenrechtsorganisationen und Anwält*innen einen Beschwerdebrief beim Generalinspekteur des US-Heimatschutzministeriums eingereicht. Im Mittelpunkt ihres Berichts standen Zeugenaussagen von Insass*innen des »Irwin County Detention Center« und der dort tätigen Hilfsschwester Wooten. Neben dem schwerwiegenden medizinischen Missbrauch beklagt das Schreiben auch eine Vernachlässigung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen.
Infolge der Berichterstattung über die Anschuldigungen gegen die Lagerleitung in Irwin County forderten Vertreter*innen der Demokratischen Partei, wie etwa die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, eine vollständige Untersuchung des Lagers. Die Washingtoner Abgeordnete Pramila Jayapal schrieb auf Twitter, dass es zu befürchten sei, dass es sich dabei um ein »Muster« von Missbrauch handelt. Während auf politischer Ebene über das Ausmaß an Misshandlungen debattiert wird, appellierten in dem Beschwerdebrief einige Insass*innen, Bezug nehmend auf die Situation im Lager, an die Öffentlichkeit mit den Worten: »Wir sind Töchter, wir sind Mütter, wir sind Ehefrauen. Wir brauchen Hilfe. Wir bitten um Hilfe«.
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