Unerfüllte Bedürfnisse

Stefan Otto über die Schwierigkeit, Familie und Beruf miteinander in Einklang zu bringen

Immer mehr Kleinkinder gehen in die Kita. Auf den ersten Blick ist das eine Erfolgsgeschichte, die mit der Einführung des Rechtsanspruchs vor sechs Jahren begann. Trotzdem fällt eine Bilanz nicht ganz so positiv aus. Noch immer fehlen nämlich in den Kitas viele Fachkräfte. Gerade im Osten, wo vergleichsweise viele Kleinkinder betreut werden, ist die Betreuungsquote weiterhin deutlich schlechter als im Westen. Dieser Mangel erschwert die pädagogische Arbeit erheblich, was für Erzieher*innen wie für die betreuten Kinder nachteilig ist. Weil die Ausbildung von Fachkräften relativ lange dauert, ist mit einer schnellen Besserung nicht zu rechnen.

Die Nachfrage an Betreuungsplätzen ist dennoch ungebrochen, was vor allem an den Müttern liegt, die wieder in ihren Beruf zurückkehren wollen; ein konservatives Familienmodell, das den Vater als Ernährer und die Mutter als Hausfrau vorsieht, leben nur noch wenige. Wenn aber beide Elternteile annähernd Vollzeit arbeiten und die Kinder von früh bis spät in der Kita sein müssen, belastet dies oft auch das Familienleben.

Viele Eltern wünschen sich daher abseits von den Sabbatmonaten der Elternzeit gleichermaßen kürzere Arbeitszeiten, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Sie sehen aber häufig keine Möglichkeit, das zu realisieren. Hierfür fehlen nämlich noch immer politische Konzepte, zumal die im vorigen Jahr eingeführte Brückenteilzeit weit hinter ihren Erwartungen zurückbleibt.

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