Glaubenskrise an der Wahlurne

Dem US-Präsidenten traut niemand. Ein Problem, findet Oliver Kern

Erst war er symptomfrei, dann flog Donald Trump plötzlich doch ins Krankenhaus. Nur eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es, bevor klar wurde, der US-Präsident hatte Fieber. Sein Leibarzt faselt später von einer verbesserten Verfassung des Patienten, bevor der Stabschef informiert, dass die nächsten 48 Stunden kritisch werden. Die Liste der Widersprüche ist lang und passt zur Regierung Trumps. Doch die ewige Lügerei wird endgültig zum Problem.
Der Job des US-Präsidenten ist einer der schwersten. Umso wichtiger zu wissen ist es für die US-Amerikaner, die bis zum 3. November darüber abstimmen, wer ihn in den nächsten vier Jahren ausüben wird, ob ein Kandidat körperlich dazu in der Lage ist. Verständlicherweise will Donald Trump Stärke zeigen. Sein Image beruht darauf. Doch nun fallen ihm die mehr als 20 000 Lügen auf die Füße, die er in den vergangenen vier Jahren seinen Bürgern aufgetischt hat. Außerhalb seiner festen Anhängerschaft glaubt ihm keiner mehr. Und auch viele seiner Fans wissen, dass Trump oft lügt – für sie ist es nur kein großes Problem. Machen doch alle Politiker so.

Demokratie basiert auf Fakten. Wer nicht weiß, was wahr ist, kann nicht informiert an die Wahlurne treten. Die US-Amerikaner aber raten nun wild herum. Warum bekommt der Präsident harte und experimentelle Medikamente, wenn es ihm angeblich gut geht? Warum ändern die Ärzte mehrfach ihre öffentlichen Aussagen und wollen nicht mal sagen, wie hoch Trumps Fieber war?

In den vergangenen vier Jahren waren die US-Bürger ohnehin nicht zu beneiden. Nun wird ihre Wahl noch ein bisschen komplizierter. Das einzig Positive ist, dass die meisten von ihnen längst ihren Favoriten gefunden haben. Und die Erkrankung von Donald Trump wird daran nichts mehr ändern. Wie gesagt, sie passt sogar ins Bild.

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