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  • Corona und soziale Folgen

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MEINE SICHT: Claudia Krieg über das Pech, im falschen Berliner Bezirk zu wohnen

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Jenseits der Berliner Stadtgrenze klingt es ein wenig so, als würde man am liebsten wieder eine Mauer um die Hauptstadt errichten. Dass es kein Corona-Bollwerk geben kann, sondern nur eine halbwegs rationale und natürlich auch regionale Maßnahmenpolitik, müsste doch nach einem halben Jahr dynamischer Pandemie klar geworden sein. Rechtlich ist das Vorgehen der schleswig-holsteinischen Landesregierung, Berliner Bezirke zu Risikogebieten zu erklären, zweifelhaft. Praktisch ist es, mit Verlaub, eher dämlich. Die hohe Mobilität von Menschen in Großstädten ist bekannt, und das Virus schert sich auch nicht um Bezirksgrenzen. Von den in der Region in der kommenden Woche beginnenden Herbstferien gar nicht zu reden - die meisten Unterkünfte werden längst gebucht sein. Inzwischen wurde schon von den ersten Buchungsabsagen berichtet: Mit dem Hinweis auf den falschen Bezirk der anfragenden Person - die allerdings ein Zimmer für ihre Angehörigen und gar nicht für sich selbst buchen wollte. Die älteren Herrschaften wohnen aber gar nicht im Risikogebiet.

Die meist besonnen wirkende grüne Gesundheitsministerin Brandenburgs schüttet mit der von ihr formulierten Sorge an dieser Stelle leider eher Öl ins Feuer. Auch in Brandenburg beginnen die Herbstferien und auch hier feiern Menschen privat. Man erinnert sich noch gut an das Frühjahr, als in Mecklenburg-Vorpommern Autoreifen von Pkw mit Berliner Kennzeichen zerstochen wurden. Oder an Menschen, die kleine Kinder als »Coronabringer« beschimpften, weil sie aus einem solchen Auto stiegen. Ängste im Katastrophenmodus zu schüren, ist nicht hilfreich. Die Coronakrise ist nicht vorbei und solidarisches Miteinander so nötig wie zu Beginn. Das heißt auch, die Prozesse verantwortungsvoll zu beschreiben, die die Krise mit sich bringt. Sündenbock-Strategien sind in jedem Fall das vollkommen falsche Mittel.

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