Thüringer Willkommenskultur
Rot-Rot-Grün in Erfurt diskutiert über Beherbergungsverbote in der Coronakrise
Berlin. Die thüringische Landesregierung will sich dem Beherbergungsverbot, das andere Bundesländer für innerdeutsche Touristen aus Risikogebieten verhängen, vorerst nicht anschließen. »Damit das System deutschlandweit funktioniert, sollten wir stärker über den öffentlichen Gesundheitsdienst reden. Und die Erfahrungen, die wir seit Monaten sammeln, in Konzepte ummünzen, damit wir nicht nur dieses Coronavirus abwehren, sondern auch für künftige Fälle gewappnet sind. Wir müssen lernen, mit einer derartigen Epidemie zu leben, ohne in Aufgeregtheit zu verfallen«, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Donnerstag gegenüber »nd«. Ein negatives Testergebnis sage nur, dass man an den drei Tagen vorher nicht infiziert war. »Drei Tage später kann das schon wieder anders aussehen. Insofern bieten Tests als Voraussetzung fürs Reisen nur eine Scheinsicherheit, und die gefällt mir nicht«, so Ramelow.
Nach Meinung von Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) muss die Landesregierung ihr Nein zu einem Beherbergungsverbot aber überprüfen. Sie gehe davon aus, dass das in der Kabinettssitzung am kommenden Dienstag geschehe, sagte Siegesmund in Erfurt. »Wenn wir einen sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen haben, dann können wir nicht ausschließen, dass der Ausschluss vom Beherbergungsverbot neu diskutiert werden muss«, sagte Siegesmund.
Nach dem Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen hat das Robert-Koch-Institut (RKI) vor einer unkontrollierten Verbreitung des Virus in Deutschland gewarnt. Es sei »möglich, dass wir mehr als zehntausend neue Fälle pro Tag sehen und dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet«, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen ist dem RKI zufolge von Mittwoch auf Donnerstag auf 4058 gestiegen. Agenturen /nd
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