- Kommentare
- Corona-Regelungen
Law and Order hilft nicht weiter
Stefan Otto lehnt noch höhere Bußgelder für Maskenmuffel ab
Die Corona-Regelungen in Deutschland sind nach wie vor sehr unterschiedlich. In einigen Städten müssen die Masken auch in der Öffentlichkeit im Freien getragen werden, in anderen nicht. In manchen Schulen sind sie in den Klassenräumen obligatorisch, anderswo sind die Grundschüler davon ausgenommen. Es gibt nur die eine Tendenz, dass mit steigenden Fallzahlen die Maskenpflicht häufiger angeordnet wird. Da die Mund- und Nasenbedeckung sich als wirksamer Schutz vor dem Virus erwiesen hat, ist das durchaus sinnvoll.
Zweifelhaft ist dagegen die Forderung von Markus Söder (CSU), das ohnehin hohe Bußgeld für Maskenmuffel noch einmal in die Höhe zu schrauben. Bayerns Ministerpräsident setzt offenbar auf Abschreckung, und der Verdacht liegt nahe, dass er sich mit diesem Vorstoß vor allem politisch profilieren will. Söder will sich offenbar als Macher präsentieren, der entschlossen die Coronakrise angeht.
Ob es mit einer solchen demonstrativen Law-and-Order-Haltung aber auch mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für die Schutzmaßnahmen gibt, darf bezweifelt werden - was wiederum fatale Auswirkungen haben kann: Um das Virus einzudämmen, braucht es nämlich viel Zuspruch für die Hygieneregeln. Sonst droht ein exponentielles Wachstum der Fallzahlen. Appelle an die Vernunft, etwa Abstand zu halten und Maske zu tragen, sind sinnvoller und vielversprechender als weitere Verbote.
Die politischen Entscheidungsträger müssen gerade jetzt mit Augenmaß handeln. Nur so viele Einschränkungen sollten angeordnet werden, wie unbedingt nötig. Aber die Maßnahmen, die getroffen werden, müssen wirksam sein und eine weitere Ausbreitung des Virus eindämmen. Exorbitante Bußgelder, wie sie Söder vorschlägt, passen in diese Strategie nicht hinein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.