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Ist die Antike älter als gedacht?
DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Archäologischer Altersbestimmung.
Ich habe im Radio gehört, dass die Antike älter sei als angenommen. Denn es gibt ein neues Messverfahren, die C14-Methode. Kennst du die?
Neu ist daran nichts. Die C14-Methode, auch Radiokarbonmethode genannt, ist ziemlich alt. Dafür gab es sogar schon mal einen Nobelpreis: 1960 für Willard Frank Libby. Man kann damit das Alter von Dingen bestimmen, die Kohlenstoff enthalten, also von organischen Funden wie Holz, Knochen, Resten von Pflanzen oder Nahrung, zum Beispiel in Tonscherben. Denn zu Lebzeiten dieser Organismen wurde Kohlenstoff eingelagert. Davon gibt es mehrere Isotope, die eine unterschiedliche Zahl von Neutronen besitzen und deshalb unterschiedlich schwer sind. Der normale Kohlenstoff ist C12. Der hat zwölf Teilchen im Kern. Und C14 hat eben zwei mehr, ist instabil und zerfällt radioaktiv, wenn auch sehr langsam. Das ist das Schöne, denn damit kann man diese Datierungen machen.
Okay, und was ist jetzt das Neue?
Bei antiken Funden aus dem Mittelmeerraum hatte man diese Methode bisher kaum genutzt. Als man es tat - siehe da, da fing die Antike schon mindestens hundert Jahre früher an. Allerdings ist auch die Radiokarbonmethode nicht ohne Tücke. Denn das C14 hat sich in der oberen Atmosphäre nicht konstant gebildet. Wenn das Erdmagnetfeld sich mal geändert hat oder ein großer Sonnensturm war, dann entstand auch mal mehr C14 als normalerweise. Man braucht also außerdem noch ein Eichsystem. Und als Eichsystem dienen unter anderem alte Holzreste und deren Jahresringe.
Was bringt es, dass man die Antike hundert Jahre vordatieren kann?
Man kann viele Sachen, die man vielleicht vorher in den falschen Zusammenhang gestellt hat, anders einordnen. Bei der Himmelsscheibe von Nebra wäre das interessant gewesen, aber sie enthielt leider keinerlei geeignete Reste. Und sie wurde von Grabräubern entdeckt. Das ist immer blöd für die Archäologen, weil der Fundzusammenhang zerstört ist. Das Objekt taucht auf wie Kasper aus der Kiste. Bis ins 19. Jahrhundert war Archäologie nur mit sehr viel gutem Willen von Grabräuberei und Schatzsuche zu unterscheiden.
Wolltest du mal Archäologe werden?
Witzigerweise ja. In der 10. Klasse. Dann hat mein Vater mich zu einem Archäologen mitgeschleppt, und da kam ich auf den Trichter, dass man als Archäologe in der DDR wohl die meiste Zeit in irgendeinem Museum zubringt. Das fand ich dann doch nicht so toll.
Aber jetzt könntest du im Alter ja noch umschulen.
Das wär wohl etwas viel. Man sollte nicht unterschätzen, dass das Lernen mit dem Alter auch immer schwieriger wird. Oder wolltest du jetzt mal Physik machen?
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