Unter Verdacht
Personalie
Die diplomatische Etikette wurde gewahrt: »Ich bin vom Botschafter der USA informiert worden, dass der Ex-Verteidigungsminister, General Salvador Cienfuegos Zepeda am Flughafen von Los Angeles, Kalifornien, verhaftet worden ist«, twitterte Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard höchstselbst. Cienfuegos ist nach Genaro García Luna 2019 der zweite mexikanische Ex-Minister, der in den USA festgenommen wurde - beide wegen des Verdachts der Verwicklung in den Drogenhandel, beide gehörten aber nie der seit dem 1. Dezember 2018 amtierenden Regierung von Andrés Manuel López Obrador an.
Der 72-jährige Cienfuegos ist seit 1964 Militärangehöriger und diente während der Regierung Peña Nieto vom 1. Dezember 2012 bis zum 30. November 2018 als Verteidigungsminister. Bevor er Minister wurde, hatte Cienfuegos während der Regierungszeit von Präsident Felipe Calderón (2006-2012) die Position eines hohen Offiziers im Verteidigungsministerium inne. Peña Nieto war auf Felipe Calderón gefolgt, der gleich nach Amtsantritt 2006 den »Krieg gegen die Drogen« ausrief.
Cienfuegos wurde demnach während einer Reise mit seiner Familie am Flughafen von Los Angeles festgenommen. Das mexikanische Investigativ-Magazin »Proceso« berichtete unter Berufung auf Quellen im US-Justizministerium, die Festnahme sei das Ergebnis jahrelanger Ermittlungen zu Korruption im Zusammenhang mit Drogenhandel. Die US-Drogenbekämpfungsagentur DEA äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Fall.
Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass die Kooperation zwischen staatlichen Institutionen und dem Narcobusiness in Mexiko seit Jahrzehnten blüht. Das mexikanische Bonmot »Jeder Regierung ihr Kartell« bringt diese enge Verquickung zum Ausdruck. Und die Militärs spielen eine wichtige Rolle beim Schutz von Handelsrouten. Ganze Einheiten bessern ihren geringen monatlichen Lohn mit Auftragsjobs für die Kartelle auf. Auf die Anklage gegen Cienfuegos darf man gespannt sein. Martin Ling
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!