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Fast alle Makel los

Thomas Müller trifft doppelt beim 4:1 des FC Bayern bei Arminia Bielefeld

  • Maik Rosner, Bielefeld
  • Lesedauer: 4 Min.

Viel zu bemängeln gab es für Hansi Flick nicht, zumal im ersten Spiel nach der Länderspielpause und einer großangelegten Rotation zwei Tage nach dem 3:0 im Pokal gegen den Fünftligisten Düren. Dennoch regte sich der Trainer des FC Bayern am Samstagabend in zwei Szenen auf. In der ersten Szene galten seine Gefühlswallungen jedoch scheinbar nicht seiner Mannschaft, sondern einer Einwurf-Entscheidung. Flick haderte mit dem Schiedsrichterassistenten, dann mit dem Vierten Offiziellen Guido Winkmann.

Diese kleine Debatte am Spielfeldrand über einen nebensächlichen Einwurf zeigte, dass der besonnene Flick durchaus auch mal zur branchenüblichen Aufgeregtheit fähig ist und zudem Wert auf Gerechtigkeit legt, besonders dann, wenn diese seiner Mannschaft nicht zuteil wird. Vor allem aber stand diese Szene als Beleg für Flicks Perfektionismus.

Zu diesem Zeitpunkt führten die Münchner beim Aufsteiger Bielefeld ja bereits 4:0 durch die Tore der überragenden Thomas Müller (8./51.) und Robert Lewandowski (25./45.+1). Auch sonst hatte die so prominent wie möglich besetzte Bayern-Elf, in der nur Leroy Sané nach seiner Knieblessur und der zum zweiten Mal Vater werdende Joshua Kimmich fehlten, einen Vortrag mit chirurgischer Präzision geliefert und die etwas verschreckt wirkende Arminia maschinengleich seziert. »Die erste Halbzeit war nah dran an dem, wie wir uns Fußball vorstellen«, lobte auch Flick. Lewandowski bezeichnete den zunächst überzeugenden Vortrag gar als »Wahnsinn«. Und Müller spannte später im ZDF-Sportstudio den Bogen zur Triple-Form: »Wir wollten heute wieder ein bisschen mehr an diese 100 Prozent rangehen, die uns ausgezeichnet haben im Sommer. Und das ist uns gelungen.«

Ein paar Nachlässigkeiten hatten sich allerdings eingeschlichen. Den Perfektionisten Flick störten diese, und als die Einwurf-Entscheidung hinzukam, suchte der Trainer wohl stellvertretend das Gespräch mit Winkmann, weil seine Spieler gerade keine Zeit hatten, um Flicks Korrekturen in Empfang zu nehmen. Ob er je zufrieden sein werde, wurde er später gefragt. »Nein«, antwortete Flick mit einem Lächeln.

Dass er die Makel noch benennen wird vor dem Auftakt in der Champions League am Mittwoch gegen die spanische Mannschaft Atlético Madrid, kündigte der Trainer auch umgehend an und monierte schon mal den unnötigen Kraftaufwand im straffen Kalender durch ein zeitweiliges »Hin und Her, Ballgewinn, Ballverlust«. Besonders Bezug nehmen dürfte er zudem auf das Gegentor von Ritsu Doan nach einem Konter (58.) sowie auf die »blöde Rote Karte« (Flick) gegen Corentin Tolisso nach einer Notbremse gegen Fabian Klos, maßgeblich verursacht durch einen ebenso vermeidbaren Fehlpass des eingewechselten Javier Martínez (76.). Das war die zweite Szene, in der Flicks Ärger sichtbar wurde, als er sich spontan seiner Jacke entledigte.

Allzu viele Worte wollte er über die Nachlässigkeiten danach nicht verlieren und hob lieber das Gute hervor. Dass er entgegen seiner Art und ungefragt einen Spieler besonders lobte, nährte jene Debatten, die gerade in Bezug auf die Nationalmannschaft geführt werden. Neben Lewandowski, Europas Fußballer des Jahres, sei Müller »unser wichtigster Mann« gewesen, befand Flick. Müller habe ein »sehr, sehr gutes Spiel« gemacht, auch nach der Roten Karte »gewusst, wie man verteidigt im Mittelfeld« und sei ohnehin »ein Spieler, der uns sehr gut tut, der die Räume sehr, sehr gut besetzt, immer anspielbar ist, Vieles sehr, sehr geschickt macht«. Nebenbei kommt der 31-Jährige als erster Spieler nun auf 150 Torvorlagen. Müller, schwärmte Arminias Trainer Uwe Neuhaus, sei »eine Augenweide, das macht richtig Spaß, ihm zuzugucken. Er versteht und weiß, wie Fußball funktioniert«.

Der Gelobte rühmte lieber allgemein »diese enorme Griffigkeit«, die man »endlich mal wieder« vorgeführt habe, besonders im ersten Durchgang. Damit habe man auch Kimmichs Auftrag aus der Chatgruppe umgesetzt. Gefräßig solle die Mannschaft sein, habe der Kollege dort geschrieben, berichtete Müller und stellte zufrieden fest: »Das waren wir von der ersten Minute an.«

Auf die zunehmenden Forderungen nach seiner Rückkehr ins Nationalteam wollte er nicht näher eingehen, wenngleich er das Thema von sich aus anschnitt, als es um die hohe Belastung ging. »Ich erinnere mich da an die Zeit zurück - lang, lang ist’s her - als ich noch Nationalspieler war«, sagte Müller und verwies auf die auch damals vielen Englischen Wochen. So neu sei die Fülle der Spiele also nicht. Ein EM-Titel wäre dagegen ein Novum in seiner sonst vollständigen Sammlung, lockte der Reporter. »Absolut ist diese Veranstaltung im nächsten Jahr, das muss ich auch feststellen«, antwortete Müller lachend, »ich hoffe, die Veranstaltung findet statt. Und der Rest - über den wurde sich schon viel unterhalten«.

Also nur so viel: »Dass ich mich in einer guten Verfassung befinde, das sieht jeder, aber darüber brauchen wir nicht viel mehr Worte verlieren. Das lassen wir alles schön ruhig angehen und dann schauen wir, was passiert.« Sprach‘s und verabschiedete sich in Topform von der Alm - nach einer für ihn erholsamen Länderspielpause.

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