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Kopenhagens Bürgermeister im Zuge von #MeToo-Debatte zurückgetreten
Neben Frank Jensen sind auch weitere Politiker wegen Belästigung zum Rückzug gezwungen
Kopenhagen. Tausende Frauen in ganz Dänemark haben in den vergangenen Wochen von Sexismus und Belästigungen berichtet - in einem Land, das als Vorbild in Sachen Gleichberechtigung gilt. Zwei prominente Rücktritte in diesem Monat zeigen, dass die Debatte Folgen hat. Nach elf Jahren im Amt trat am Montag Frank Jensen als Bürgermeister von Kopenhagen zurück. Er musste einsehen, dass die Belästigungsvorwürfe mehrerer Frauen seine politische Karriere weiter überschatten würden.
Erst vor knapp zwei Wochen war Morten Östergaard zurückgetreten, schneidiger Vorsitzender der Sozialliberalen, die sich den Kampf gegen Sexismus auf die Fahnen geschrieben haben. Zuvor war publik geworden, dass er versucht hatte, die Belästigung einer Parteikollegin zu vertuschen.
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Die Abgeordnete Lotte Rod hatte im September berichtet, sie habe vor zehn Jahren die Hand eines Kollegen auf dem Schenkel gehabt, ohne Namen zu nennen. Später schrieb sie auf Facebook: »Morten hat sich entschuldigt und ich habe ihm verziehen. Das Problem ist nicht mehr, was passiert ist, sondern die Art, wie damit umgegangen wurde.«
Jensen werfen zwei Frauen vor, sie in den Jahren 2012 und 2017 unsittlich berührt zu haben. Der 59-Jährige entschuldigte sich dafür und wollte als Bürgermeister der dänischen Hauptstadt zur Tagesordnung übergehen. Als dann aber weitere Belästigungsvorwürfe gegen ihn laut wurden, verkündete er am Montag seinen Rücktritt als Bürgermeister und Vize-Vorsitzender der dänischen Sozialdemokraten.
Die 2017 entstandene weltweite #MeToo-Bewegung hatte auch in Dänemark eine öffentliche Debatte über Diskriminierung und sexuelle Übergriffe entfacht. Einen tiefgreifenden Wandel löste dies in dem Land, das bei internationalen Studien über die Gleichstellung der Geschlechter immer sehr gut abschneidet, jedoch nicht aus.
#MeToo sei oft als »Minderheitenthema betrachtet worden, etwas, das nicht wirklich dänisch ist«, sagt Camilla Möhring Reestorff, Kulturwissenschaftlerin an der Universität Aarhus.
Laut einer internationalen YouGov-Studie vom vergangenen Jahr betrachtet sich nur jeder sechste Däne als Feminist, im Vergleich zu fast jedem zweiten Befragten im benachbarten Schweden. Dänen neigten dazu, sich als »fortschrittlich, frei und gleichberechtigt« zu sehen, erklärt Möhring Reestorff. Dieses Selbstbild könne »uns ein bisschen blind machen, wenn es um Sexismus geht«.
Doch als in den vergangenen Monaten tausende Frauen, darunter zahlreiche Prominente, über Sexismus oder Belästigungen berichteten, war das Thema im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Die massenhaften Schilderungen »lösen einen Dominoeffekt aus und machen den Leuten die Notwendigkeit eines kollektiven Wandels bewusst«, sagt der Anthropologe Christian Groes von der Universität Roskilde. »2017/2018 gab es eine Debatte, jetzt haben wir eine Bewegung für soziale Gerechtigkeit.«
Ins Rollen brachte dies die TV-Moderatorin Sofie Linde, als sie Ende August in einer Fernsehgala live erzählte, wie ein Vorgesetzter beim Fernsehen ihr vor zwölf Jahren als Gegenleistung für Oralsex eine Beförderung angeboten hatte. 1600 Frauen unterschrieben daraufhin einen offenen Brief, in dem sie erklärten, in ihrer Karriere ebenfalls Sexismus erlebt zu haben. Und Gleichstellungsminister Mogens Jensen betonte auf Twitter, er wolle »der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz ein Ende setzen«.
Auch Regierungschefin Mette Frederiksen rief im September zu einem kulturellen Wandel auf. Am Montag erneuerte sie ihren Appell: Nötig sei eine »Kultur«, die sexuelles Fehlverhalten nicht mehr akzeptiere, weder »in Taten noch in Worten«, erklärte sie.
Dennoch setzt die Sozialdemokratin weiter auf ihren Außenminister Jeppe Kofod. Er war 2008 als außenpolitischer Sprecher der Partei zurückgetreten, nachdem er Sex mit einer 15-Jährigen bei einer Parteiveranstaltung zugegeben hatte. Dänemarks Mindestalter für sexuelle Handlungen liegt bei 15 Jahren. Der damals 34-Jährige entschuldigte sich für seinen »Mangel an Urteilsvermögen« und die »moralisch unangemessene Beziehung« zu der Jugendlichen.
Kofods politische Karriere litt allerdings keinen dauerhaften Schaden. Nach den Wahlen 2019 wurde er zum Außenminister ernannt. Agenturen/nd
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