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Brexit-Partei wird zur Anti-Lockdown-Partei
Rechtspopulist Nigel Farage will Corona-Politik der britischen Regierung bekämpfen
London. Der britische Rechtspopulist Nigel Farage macht aus seiner Brexit-Partei eine Anti-Lockdown-Partei: Die Partei soll in »Reform UK« umbenannt werden und nun vor allem die Corona-Politik der britischen Regierung bekämpfen, wie Farage am Montag ankündigte. Das wichtigste politische Thema sei derzeit die »elende« Antwort der Regierung von Premierminister Boris Johnson auf die Coronakrise, schrieb Farage in einem Zeitungsbeitrag.
Der EU-Gegner Farage, der einer der Wegbereiter des EU-Austritts Großbritanniens war, hatte die Brexit-Partei vor 21 Monaten gegründet, um die Regierung der damaligen Premierministerin Theresa May beim Brexit unter Druck zu setzen. Die Partei werde den EU-Austritt auch in Zukunft genau im Auge behalten, schrieb der langjährige EU-Abgeordnete im »Sunday Telegraph«. Es sei aber »an der Zeit, unsere Energien anders auszurichten«.
Farage hat nach eigenen Angaben bereits eine Umbenennung der Partei in »Reform UK« bei der Wahlkommission beantragt. An der Corona-Strategie der Regierung übte er scharfe Kritik. Die Regierung wolle das Land bis zur »Unterwerfung« in Angst versetzen, »gekoppelt mit einem Bombardement aus Lockdowns, Regeln, Vorschriften und Drohungen«, schrieb Farage. Eine Krankheit, die noch sehr lange und »vielleicht für immer« da sein werde, könne so nicht bekämpft werden.
Farage erklärte, die Debatte über die Corona-Maßnahmen könne noch »giftiger« werden als die Debatte über den Brexit. Er forderte die Regierung auf, Maßnahmen wie in Schweden zu ergreifen, wo die Regierung bisher auf strenge Regeln und Einschränkungen verzichtete und vor allem auf Empfehlungen setzte.
Privatisiert ins Debakel
Großbritannien hat in der Coronakrise ein System des Testens und Aufspürens entwickelt. Die privaten Betreiber setzen dabei auf falsche Strategien aus dem Marketing
Premierminister Johnson hatte angesichts dramatisch gestiegener Infektionszahlen am Wochenende einen zweiten Lockdown in England verkündet, der am Donnerstag beginnen und vier Wochen dauern soll. Die Bürger sind aufgerufen, möglichst im Homeoffice zu arbeiten und nur für Einkäufe, Arztbesuche oder Sport im Freien das Haus zu verlassen. Cafés, Pubs und Restaurants dürfen Speisen und Getränke nur noch außer Haus anbieten. Die Schulen bleiben aber offen.
Großbritannien hat mit mehr als 46.500 Todesfällen bereits die höchste Zahl an Corona-Toten in Europa zu beklagen. Experten warnen schon seit Wochen vor neuen Höchstständen bei Infektionen und Todesfällen. Trotzdem hatte es Johnson nach dem ersten landesweiten Lockdown im März lange abgelehnt, das öffentliche Leben wieder massiv herunterzufahren. AFP/nd
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