Ein Notprogramm als wichtiges Lebenszeichen

Der Deutschland-Cup soll fürs professionelle Eishockey nach monatelanger Coronapause der Start in den Spielbetrieb sein

  • Thomas Lipinski, Krefeld
  • Lesedauer: 3 Min.

Erst verschob die Liga ihren Start, dann sagte ein Gegner nach dem anderen ab, die Zuschauer wurden ausgesperrt und am Ende infizierte sich auch noch der Bundestrainer mit Corona. »Eine Absage wäre relativ einfach gewesen«, sagt DEB-Präsident Franz Reindl über den Deutschland-Cup der Eishockey-Nationalmannschaft, »aber wir kämpfen nicht nur auf dem Eis, sondern auch daneben.« Aber auch ohne Chefcoach Toni Söderholm, ohne Fans in der Krefelder Arena und mit Lettland als einzigem internationalen Gegner zieht der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) sein jährliches Heimturnier durch - als »Lebenszeichen unserer Sportart«, wie Reindl betont: »Du musst Eishockey wieder im Fernsehen haben, du brauchst Präsenz.«

Die Nationalspieler, die größtenteils seit fast acht Monaten kein Spiel mehr bestritten haben, sind Reindl und Co. dankbar. »Es ist mutig, das Turnier trotz aller Widrigkeiten stattfinden zu lassen«, sagt Kapitän Moritz Müller: »Irgendwann müssen wir mal wieder Eishockey spielen, es ist unser Beruf.«

Im März hatte die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ihren Spielbetrieb eingestellt, die Playoffs fielen ebenso der Pandemie zum Opfer wie die WM in der Schweiz. Der Puck ruhte, die Sportart kämpft nach dem erneuten Corona-Lockdown mehr denn je ums Überleben. Der Deutschland-Cup, der am Donnerstag mit dem Spiel der Nationalmannschaft gegen das eigene Perspektivteam beginnt, soll die Rückkehr einläuten. Am Freitag beginnt die zweite Liga ihre Spielzeit, in der nächsten Woche gehen acht der 14 DEL-Klubs beim Magenta-Sport-Cup aufs Eis - als Testlauf für den zweimal verschobenen Saisonstart, der am 18. Dezember endlich gelingen soll.

Weil beim Deutschland-Cup keine Fans zugelassen sind, nimmt der DEB ein Minus von rund 300 000 Euro in Kauf. »Jammern hilft nichts«, meint Reindl und betont: »Ich habe keinen Moment gezögert.« Auch nicht, als die ursprünglichen Gegner Russland, Slowakei und Schweiz sowie Ersatzkandidat Norwegen absagten. Und auch nicht, als Bundestrainer Söderholm beim obligatorischen Eingangstest auf Corona positiv war.

Aus der Quarantäne in München verfolgt der Finne mit »täglichen Videosessions« (Reindl), wie sich seine Nationalspieler nach der langen Zwangspause präsentieren. Sie stecken in Krefeld in einer Blase. »Wir haben keinen Kontakt nach draußen und überall eine Maske auf«, berichtet Müller. Zudem tragen die Spieler einen Tracker am Handgelenk, »der panisch rot blinkt, wenn ich zu nah und zu lange mit jemandem zusammen bin. Den haben wir auch auf dem Eis, damit man bei einem positiven Test weiß, wer mit wem in Kontakt war.«

Geisterspiele und strenge Corona-Maßnahmen: Beim Deutschland-Cup können sich Spieler und Verantwortliche daran gewöhnen, was sie in den nächsten Monaten erwartet - wenn wirklich wieder Profi-Eishockey in Deutschland gespielt wird. Olympia-Silbermedaillengewinner Müller, Vorsitzender der neu gegründeten Spielervereinigung SVE, ist »so optimistisch wie seit Monaten nicht«, weil »immer mehr Vereine daran arbeiten, den Spielbetrieb auch ohne Fans auf die Beine zu stellen«. Reindl dagegen ist skeptisch: »Eine Prognose zu stellen, ist unmöglich. Wir müssen schauen, dass wir überleben. Es ist ein harter Kampf.«SID/nd

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