Biden übernimmt die Führung in Pennsylvania

Biden überholt Trump in Georgia und Pennsylvania / Biden erhält mehr Schutz durch Secret Service / US-Medien blenden sich bei Trump-Statement aus

  • Lesedauer: 4 Min.

Washington. Am dritten Tag nach der US-Präsidentenwahl rückt mit der Auszählung der verbliebenen Stimmen ein Wahlsieg des Herausforderers Joe Biden näher. In Pennsylvania sank der Vorsprung des Amtsinhaber Donald Trump am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) zunächst auf rund 18.000 Stimmen. Wenige Stunden später übernahm Biden die Führung. Bei einem Auszählungsstand von etwas mehr als 95 Prozent führte der Demokrat mit 5587 Stimmen vor Amtsinhaber Donald Trump. Damit liegt Biden nun in vier von fünf noch umkämpften Staaten vorn. Auch in Georgia übernahm Biden die Führung, derzeit hat er 917 Stimmen Vorsprung, wie unter anderem der Sender CNN berichtete.

In Pennsylvania wurden zunächst Stimmzettel vom Wahltag selbst ausgezählt und danach die, die per Post eintrafen. Angesichts der Corona-Pandemie hatten sich vor allem Demokraten verstärkt für die Briefwahl entschieden. So kam es dazu, dass Trump in Pennsylvania zunächst in Führung ging, zeitweise mit einem Vorsprung von gut 700.000 Stimmen. Die per Briefwahl abgegebenen Stimmen durften nicht vor dem Wahltag ausgezählt werden. Nachdem deren Auszählung begann, schrumpfte der Vorsprung von Trump immer weiter.

Der Bundesstaat Arizona mit elf Wahlleuten wurde von der Nachrichtenagentur AP und dem Sender Fox News nach deren Berechnungen bereits Biden zugeschlagen. Biden käme damit auf 264 Stimmen von Wahlleuten - und jeder weitere Bundesstaat würde ihn über die Schwelle heben.

Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020

Am Donnerstag holte Trump in Arizona tendenziell zu Biden auf. In der Nacht zum Freitag vergrößerte sich dann Bidens Vorsprung aber wieder etwas auf gut 50 000 Stimmen. AP und Fox News behielten ihre Prognose aufrecht.

Biden erhält offenbar mehr Schutz vom Secret Service

Der Secret Service entsendet einem Medienbericht zufolge zusätzliche Mitarbeiter zum Schutz des US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden in den Bundesstaat Delaware. Biden werde sich mindestens noch einen weiteren Tag in der Stadt Wilmington aufhalten und möglicherweise bereits am Freitag eine große Rede halten, berichtete die »Washington Post« in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf zwei ungenannte Quellen. Dies habe Bidens Wahlkampfteam der Behörde mitgeteilt.

Dem Bericht zufolge sind bereits Dutzende Mitarbeiter des Secret Service im Kongresszentrum Chase Center im Einsatz, wo sich Biden mit seinem Team einquartiert hat. Die zusätzlichen Agenten sollten voraussichtlich ab Freitag die Sicherheitsvorkehrungen dort verstärken. Die Anzahl der in Wilmington abgestellten Mitarbeiter entspricht demnach aber nicht dem Schutz, der einem designierten Präsidenten zusteht. Eine Sprecherin des Secret Service erklärte, man werde sich nicht öffentlich zu den Sicherheitsvorkehrungen äußern.

Immer mehr US-Medien verbreiten Unwahrheiten Trumps nicht mehr

US-Präsident Donald Trump hat erneut den Sieg bei der Präsidentschaftswahl für sich beansprucht und versucht, mit Betrugsvorwürfen Zweifel am Wahlprozess zu schüren. Der Republikaner warf den oppositionellen Demokraten bei einer Rede im Weißen Haus am Donnerstagabend (Ortszeit) erneut vor, ihm die Wahl »stehlen« zu wollen: »Wenn man die legalen Stimmen zählt, gewinne ich mit Leichtigkeit. Wenn man die illegalen Stimmen zählt, können sie versuchen, uns die Wahl zu stehlen.«

Der Präsident sprach ein Mal mehr von angeblichem »Betrug« bei der Wahl an und bekräftigte, massiv juristisch gegen die Wahlergebnisse in einzelnen Bundesstaaten vorgehen zu wollen. »Das ist der Fall, wo sie versuchen, die Wahl zu stehlen. Sie versuchen, eine Wahl zu manipulieren.«

Der Präsident griff insbesondere die Briefwahlen an: »Es ist unglaublich zu sehen, wie diese Briefwahlstimmen so einseitig sind.« Trump bezog sich damit auf die Tatsache, dass die Möglichkeit der Stimmabgabe per Post mehrheitlich von Anhängern seines Herausforderers Joe Biden genutzt worden war.

Die Demokraten hatten ihre Anhänger wegen der Corona-Pandemie zur Briefwahl ermutigt, außerdem hatten demokratische Wähler Umfragen zufolge mehr Sorgen wegen des Virus als Wähler der Republikaner. Trump hatte dagegen über Monate Stimmung gegen die Briefwahl gemacht und seine Anhänger zur persönlichen Stimmabgabe aufgefordert.

Bei seinem Auftritt im Presseraum des Weißen Hauses legte Trump keinerlei Belege für seine Betrugsvorwürfe vor. Mehrere Fernsehsender unterbrachen die Live-Übertragung nach kurzer Zeit, als erstes der Sender MSNBC, der die Notwendigkeit anführte, Falschaussagen des Präsidenten richtigzustellen. Trump selbst verließ den Raum nach etwas über einer Viertelstunde, ohne Fragen von Journalisten zu beantworten. Agenturen/nd

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