Auch Bernie Sanders gratuliert früherem Konkurrenten Biden

Gratulationen an Gewinner der US-Präsidentschaftswahl aus aller Welt / Aus China und Russland kamen zunächst noch keine Glückwünsche an den Trump-Herausforderer

  • Lesedauer: 4 Min.

Washinton. Der linke Senator Bernie Sanders, der sich in diesem Jahr auch um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten beworben hatte, hat seinen früheren Rivalen Joe Biden und Kamala Harris zum Wahlsieg gratuliert. Er wünsche ihnen »in diesem unglaublich schwierigen Moment der amerikanischen Geschichte das Beste« bei ihren Bemühungen, das Land zu einen, schrieb Sanders am Samstag bei Twitter. Sie müssten dafür im Hinblick auf die Wirtschaft, das Soziale, den Umgang mit Minderheiten und die Umwelt ein Programm der »Gerechtigkeit« umsetzen, schrieb er. Nach seinem Ausscheiden um die Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur im Frühjahr unterstützte Sanders den gemäßigteren Demokraten Biden.

Nach seinem Zittersieg über Donald Trump bei der Präsidentenwahl hat Joe Biden zudem Glückwünsche aus aller Welt erhalten. In Deutschland sorgte die Entscheidung der Amerikaner parteiübergreifend für Erleichterung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb an den 77-Jährigen, dass mit seiner Wahl »die Hoffnung auf Verlässlichkeit, Vernunft und die beharrliche Arbeit an Lösungen in einer unruhigen Welt« verbunden sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte Biden »von Herzen Glück und Erfolg« und Außenminister Heiko Maas warb für einen »Neuanfang« in den schwer angeschlagenen deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hofft nach dem Sieg Bidens darauf, die Beziehungen zwischen Nordamerika und Europa weiter verbessern zu können. »Die Führung der USA ist in einer unberechenbaren Welt so wichtig wie eh und je«, sagte er. Eine starke Nato sei gut für Nordamerika und gut für Europa. Trump hatte die Nato in Frage gestellt, Biden hat sich klar zu ihr bekannt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass die EU und die USA in der Vergangenheit eine beispiellose Partnerschaft aufgebaut hätten, die auf den gemeinsamen Werten Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, sozialer Gerechtigkeit und einer offenen Wirtschaft beruhe. »Während sich die Welt weiter verändert und sich neue Herausforderungen und Möglichkeiten auftun, wird unsere erneuerte Partnerschaft von besonderer Bedeutung sein«, schrieb sie.

Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020

EU-Ratschef Charles Michel äußerte sich vorsichtiger und verwies darauf, dass die Ergebnisse der US-Wahl erst noch bestätigt werden müssten. Dennoch gratulierte er Biden und dessen künftiger Vizepräsidentin Kamala Harris.

Nach Angaben aus EU-Kreisen gab es innerhalb der Europäischen Union eine Abstimmung darüber, zu welchem Zeitpunkt eine Gratulation angebracht ist. Um 19.00 Uhr deutscher Zeit fiel die Entscheidung - eineinhalb Stunden nachdem klar war, dass Biden uneinholbar vor Trump liegt. Der amtierende Präsident hat allerdings in mehreren Bundesstaaten juristische Schritte gegen die Ergebnisse oder die weitere Auszählung abgegebener Stimmen eingeleitet.

Netanjahu gratuliert Biden und Harris - Dank an Trump

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Joe Biden und seiner Stellvertreterin Kamala Harris nach deren Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl gratuliert. »Joe, wir haben seit fast 40 Jahren eine lange und herzliche persönliche Beziehung«, schrieb Netanjahu am Sonntag bei Twitter. Er kenne Biden auch als »großen Freund Israels« und freue sich darauf, mit ihm und Harris zusammenzuarbeiten »um das besondere Bündnis zwischen den USA und Israel zu vertiefen«.

Seinem engen Verbündeten, Amtsinhaber Donald Trump, dankte Netanjahu für die Freundschaft, die er Israel und Netanjahu persönlich gezeigt habe. Er dankte Trump »für die Anerkennung Jerusalems und der Golanhöhen, für die entschlossene Haltung gegenüber dem Iran, für die historischen Friedensabkommen« und dafür, dass er die Beziehungen zwischen Israel und den USA auf einen nie dagewesenen Höchststand gebracht habe.

Vielleicht auch deswegen gratulierten am Samstag noch nicht alle Staats- und Regierungschefs. Aus China und Russland kamen zunächst noch keine Glückwünsche, dafür aber aus Ägypten, Libyen und dem Libanon, aus Kanada, Neuseeland, Indien oder auch Pakistan.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson würdigte die Wahl von Biden und Harris als »historischen Erfolg«. »Die USA sind unser wichtigster Verbündeter«, schrieb er auf Twitter. In Großbritannien vermuten Kommentatoren, dass die Wahl auch die Verhandlungen um einen Brexit-Handelspakt zwischen Brüssel und London fördern könnte. Biden gilt als EU-freundlich, Trump wollte hingegen ein lukratives Handelsabkommen mit Großbritannien abschließen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter: »Wir haben viel zu tun, um die heutigen Herausforderungen zu bewältigen. Lasst uns zusammenarbeiten!«

Polens Staatsoberhaupt Andrzej Duda gratulierte Biden lediglich zu seiner »erfolgreichen Präsidentschafts-Kampagne«. Man warte nun auf die Nominierung durch das Wahlkollegium, schrieb er auf Twitter. Polen sei entschlossen, die strategische Partnerschaft zwischen beiden Ländern auf hohem Niveau für eine noch stärkere Allianz aufrechtzuerhalten. In Polen ist Trump vergleichsweise beliebt. Er hat das Land mehrfach besucht und unter anderem die Aufstockung der US-Truppen dort zugesagt. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.